12.11.2019

Warum kümmern sich Frauen zu wenig ums Geld?

Das weibliche Geschlecht ist, wenn es um Gelddinge geht, eher vorsichtig. Das zeigen verschiedene Studien. Aber ist der Umgang mit Geld und damit auch die Vorsorge wirklich nur Männersache? Zwei Finanzautorinnen wollen mit ihrem Buch Frauen für Geldthemen sensibilisieren und haben deshalb einen Geldplan für Chaos-Göttinnen entworfen.

Claudia Leuenberg

vonClaudia Leuenberg

Marketing

Männer sind bei der Geldanlage aktiver und auch risikobereiter als Frauen. Zudem interessieren sich die Männer auch mehr fürs Geld. Eine Auswertung der Consorsbank zeigt, dass 82 Prozent der Männer einzelne Aktien halten. Allerdings investieren nur 66 Prozent der Frauen in Wertpapiere. Männliche Anleger verändern die Zusammensetzung ihres Aktienportefeuilles mehr als doppelt so häufig wie Frauen. Die Auswertung der Consorsbank, welche die Wertpapierdepots und Konten ihrer 1.5 Millionen Kundinnen und Kunden unter die Lupe genommen hat, zeigt weiter, dass sich die erhöhte Risikobereitschaft der männlichen Anleger auszahlt: Zwischen Anfang 2017 und Mitte 2019 wiesen die Depots des sogenannt starken Geschlechts durchschnittlich ein Plus von 3.5 Prozent aus, während die Portefeuilles der Frauen um 2.7 Prozent zulegten.

Wir haben an dieser Stelle schon einmal aufgelistet, dass Frauen bei finanziellen Angelegenheiten oft vorsichtiger als Männer agieren. Wir haben darauf hingewiesen, dass Frauen stärker als Männer dazu neigen, ihr Geld bei einem langfristigen Horizont nicht in Aktien, sondern auf Sparkonten anzulegen. Dies, obwohl Frauen in der Regel ja eine höhere Lebenserwartung haben als Männer. Wir haben weiter gesagt, dass das weibliche Geschlecht Finanzentscheide zu oft auch delegiert. Und wir haben darüber geschrieben, dass Frauen sich deutlich seltener mit Finanzthemen beschäftigen als Männer.

Lieber nichts machen, als etwas Falsches machen

Die Wirtschaftsjournalistin Angelika Slavik, die zusammen mit Kollegin Meike Schreiber den Finanzratgeber «Money Queen – der Geldplan für Chaos-Göttinnen» herausgegeben hat, konstatiert nun ebenfalls, dass vor allem Frauen starke Berührungsängste mit den eigenen Finanzen haben. Gegenüber dem Online-Magazin Watson gab die Autorin zu Protokoll, dass viele Frauen lieber nichts machen, damit sie nichts falsch machen. «Wer sich zu wenig mit Aktien und Anlagefonds auskennt, der investiert auch nicht. Man lässt lieber die Finger davon.» Was sich dann natürlich sofort auf das Selbstbewusstsein und die Performance auswirkt.

Männer würden mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein an finanzielle Sachen rangehen. Als Frau sei man von der Geburt an bis ins hohe Alter finanziell benachteiligt: «Frauen haben in jeder Lebensphase durchschnittlich 20 Prozent weniger finanzielle Mittel als Männer», sagt Slavik. Frauen verdienen weniger, arbeiten mehr Teilzeit, investieren weniger und haben kleinere Renten. Der Ratgeber der beiden Frauen soll helfen, diese 20 Prozent zurückzuholen.

Wo liegt das Problem vieler Frauen?

Laut den beiden Finanzspezialistinnen gibt es drei finanzielle Fehler, die Frauen am häufigsten begehen. Erstens neigen Frauen dazu, in Gehaltsverhandlungen zu defensiv zu sein. Zweitens gibt es viele Frauen, die, nachdem sie Mutter werden, Teilzeit weiterarbeiten und das Gefühl haben, sie müssten sich besonders beweisen. «Viele arbeiten trotz eines 60 Prozent-Pensums 100 Prozent, erhalten aber nur den Teilzeitlohn.» Drittens entscheiden sich viele für vermeintlich sichere Investments wie ein Sparbuch oder Festgeld. «Das bedeutet bei niedrigen Zinsen aber einen garantierten Verlust», bilanziert die Journalistin und Buchautorin kühl.

Die grosse Zurückhaltung vieler Frauen gegenüber Finanzmarkt-Themen hat damit zu tun, dass Damen häufig das Gefühl haben, nicht genug Fachwissen zu besitzen. Zudem wirke die fachspezifische Sprache der Finanzwelt oft abschreckend: «Man hat das Gefühl, die Finanzsprache wurde von Banken erfunden, damit man so wenig wie möglich versteht», sagte die Autorin gegenüber der Austria Presse Agentur APA. Abhilfe könne durch mehr Finanzbildung geschaffen werden. Denn viele Schülerinnen und Schüler würden die Schule abschliessen und hätten zwar viel wichtiges theoretisches Wissen, oft fehle ihnen aber der praktische Bezug.

Entspannt euch Ladies und beginnt anzulegen!

Angelika Slavik empfiehlt Frauen, ein entspanntes Verhältnis zu Geld zu entwickeln und Berührungsängste zur Finanz-Thematik abzubauen. «Geld soll kein permanenter Stressfaktor sein!» Dafür müsse man sich aber mit dem Thema auch auseinandersetzen. Die Autorinnen legen Frauen unter anderem Investments in Aktien oder Fonds nahe. Schon mit wenig Geld lasse sich ein langfristiger Gewinn erzielen. Spectravest empfiehlt als erstes einmal die Vorsorge anzupacken. Je früher man eine 3. Säule eröffnet, umso mehr hat man bei der Pension oder wenn man sich Wohneigentum kaufen oder selbständig werden möchte. Die Eröffnung eines 3a-Kontos ist kinderleicht.

Wie bleiben Frauen beim Thema Geld, Finanzen und Vorsorge langfristig am Ball? Die Co-Autorin des Buchs «Money Queen», Meike Schreiber, rät gegenüber dem Frauen-Portal Brigitte sich im Freundeskreis sehr intensiv mit anderen Frauen auszutauschen. Man solle fragen, wie die Freundinnen ihre Finanzen regeln. «Denn in jeder Lebensphase stellen sich andere Fragen und darüber zu sprechen, bringt einen wirklich weiter», so Schreiber. Ausserdem helfe es, wenn man die Beschäftigung mit Geld zu einem Ritual mache: «Zwanzig oder dreissig Minuten in der Woche, zum Beispiel immer Mittwochabend oder immer am Samstagvormittag. Zeit, in der man Rechnungen bezahlt, die Ablage macht und sich einen Überblick über die Lage verschafft. Und vielleicht nächste finanzielle Schritte plant», wie die Buchschreiberin sagt. So komme man bzw. Frau Stück für Stück voran.

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