18.01.2024

Die (schwierige) Zukunft von jungen Anlegerinnen und Anleger

Die Aussichten für Leute, die neu anfangen zu investieren, sind nicht die besten. Nach goldenen Jahren an den Aktien- und Obligationen-Märkten dürften nun schwierigere Zeiten auf junge Anlegerinnen und Anleger zukommen.

Peter Zeier

vonPeter Zeier

Geschäftsleitung

Der ständige Hinweis der Vermögensverwaltungsbranche, dass die Performance der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Erträge ist, war selten zutreffender. Was erwartet junge Menschen, die gerade neu mit dem Sparen und Investieren anfangen? Wahrscheinlich nicht allzu rosige Zeiten, wie die britische Wochenzeitung «The Economist» in einer Analyse zum Schluss kommt. Personen, die erst mit der Geldvermehrung starten, dürften zukünftig nicht annähernd die Renditen erzielen, welche ihre Eltern bzw. Investorinnen und Investoren in den letzten Jahrzehnten erreicht haben.

Trotz Dotcom-Bubble um die Jahrtausendwende und der Finanzkrise ab 2008 können die letzten vier Jahrzehnte bis 2021 als ein goldenes Zeitalter für Anlegerinnen und Anleger bezeichnet werden. Ein breiter Index globaler Aktien verzeichnete in dieser Zeit eine jährliche Realrendite von 7,4%. Dies lag nicht nur deutlich über dem Wert von 4,3% der vorangegangenen acht Jahrzehnte, das Feuerwerk an den Aktienbörsen wurde in diesem Zeitraum auch von einem rasanten Anstieg des Anleihenmarktes begleitet: Globale Bonds erzielten eine annualisierte reale Rendite von 6,3%, während festverzinsliche Papiere in den 80 Jahren davor keine reale Rendite einbrachten.

Diese Top-Entwicklung von Aktien und Obligationen über die letzten vier Jahrzehnte ist unter anderem auf die zunehmende Globalisierung, eine anhaltend tiefe Inflation und auch auf eine lange Periode mit sinkenden Zinsen zurückzuführen. Jeder dieser Trends hat sich nun aber leider umgekehrt. Infolgedessen müssen sich junge Menschen laut «The Economist» jetzt auf ein schwierigeres Investitionsklima einstellen.

Für Jung- bzw. Neuinvestorinnen und -investoren gilt es deshalb nun vernünftige Anlageentscheidungen zu treffen. Angesichts der schwierigen Marktbedingungen sind sie gezwungen, das wirklich Beste aus dem wenigen, was ihnen zur Verfügung steht, herauszuholen. Die gute Nachricht ist, dass die jungen Leute heute einen viel besseren Zugang zu Finanzinformationen und günstigen Anlagelösungen haben. Es gibt verschiedene Anlageplattformen wie Spectravest.ch und eine unendliche Auswahl an Anlagefonds und -produkten. Frühere Generationen konnten davon nur träumen und mussten sich auf die Bankangebote verlassen oder sich via Börsenbriefe informieren.

Warnung vor den drei Fallen!

Die schlechte Nachricht ist, dass zu viele Finanz-Newcomer in Fallen tappen, die ihre ohnehin schon mageren Renditeerwartungen noch weiter schmälern. Eine zu tiefe Aktienquote bzw. eine zu hohe Quote für Bargeld ist die erste Falle. Junge Menschen sind hier besonders anfällig. Eine Analyse von 7 Millionen Konten durch den Vermögensverwaltungsriesen Vanguard Ende 2022 ergab, dass jüngere Generationen mehr in Bargeld halten als ältere. Das durchschnittliche Portfolio der Generation Z (nach 1996 geboren) bestand zu 29% aus Bargeld, verglichen mit einem 19% Cash-Anteil bei den Babyboomern (ab 1946).

The Economist mutmasst, dass junge Anlegerinnen und Anleger am Ende des Jahres 2022, in dem die Preise für Vermögenswerte auf breiter Front gefallen sind, eher ins Bargeld geflüchtet sind. Möglicherweise seien die Jungen auch durch die monatelangen Schlagzeilen über die Anhebung der Zinssätze durch die Zentralbanken verleitet worden, ihr Geld auf dem Sparkonto anzulegen. Das Problem beim Parkieren von Cash auf einem Sparkonto sind die immer noch tiefen Zinsen (welche die Banken an ihre Kunden weitergeben) und die Inflation, welche den Zins sofort wieder wegfrisst. Hinzu kommt noch das Risiko von möglichen Bankenpleiten wie während der Finanzkrise vor 15 Jahren. Unter dem Strich verliert man also Geld mit dem Halten von Bargeld. Natürlich ist nichts einzuwenden gegen das Halten von Bargeld als Krisenreserve.

Aufpassen beim thematischen Investieren

Was unter der zweiten Falle zu verstehen ist, hängt davon ab, von wem sie beschrieben wird. In der Vermögensverwaltungsbranche wird sie als "thematisches Investieren" bezeichnet. Weniger höflich ausgedrückt, handelt es sich laut «The Economist» um «die Praxis, mit dem Verkauf von solch massgeschneiderten Produkten das Geschäft anzukurbeln». Dies, um die neuesten Markttrends aufzugreifen und den Anlegern zu schmeicheln, dass sie schlau genug sind, den Markt zu schlagen.

Vor allem mit börsengehandelten Fonds, sogenannten ETFs, können solche Themen schnell und relativ günstig gespielt werden. Heute gibt es ETFs auf jedes mögliche Thema, beispielsweise auf besonders nachhaltige Anlagen (ESG), Wasserstoff, Cannabis oder aktuell hoch im Kurs natürlich die Künstliche Intelligenz. Umfangreiche Studien zeigen jedoch, dass die meisten Investoren im Schnitt ohne ETF eine bessere Performance aufweisen würden (mehr dazu in unserem alten Blogeintrag "ETF sind praktische Werkzeuge zur Selbstverstümmelung")

Nischenstrategien sind nichts Neues, und auch ihre Mängel sind nicht neu, bringt es «The Economist»-Analyse auf den Punkt. Anlegerinnen und Anleger, die solche Strategien nutzen, müssen im Gegenzug aber mit «mehr Volatilität, weniger Liquidität und höheren Gebühren» rechnen. Im Vergleich zu Investorinnen und Investoren, die sich auf den Gesamtmarkt konzentrieren, geht man bei solchen thematischen Anlageprodukten auch ein grösseres Risiko ein, sobald sich beispielsweise die Moden ändern.

Neben dem Risiko sollte man auch die Kosten im Auge behalten. Laut einer aktuellen Studie der Harvard Business School haben die Fonds, die nach ESG-Kriterien investieren, wesentlich höhere Gebühren erhoben als die Nicht-ESG-Fonds. Darüber hinaus hatten die teureren ESG-Fonds 68% ihres Vermögens in genau dieselben Anlagen investiert wie die Nicht-ESG-Fonds. Autsch!

Die Abneigung von Obligationen

Diese Abneigung können wir gut verstehen, investieren wir das Geld bei Spectravest doch mehrheitlich in Aktien. Allerdings verstehen wir auch, dass es unterschiedliche Risiko- bzw. Sicherheitsvorstellung von Investorinnen und Investoren gibt. Für The Economist ist die dritte Falle für Neu-Finänzler trotzdem die Abneigung gegenüber von Obligationen. Anleihen-Investitionen machen nur 5% des typischen Portfolios der Generation Z aus, verglichen mit einem 20%-Anteil bei den Babyboomern. Während die ältere Generation mehr Bonds als Bargeld halten, beträgt das Verhältnis zwischen den beiden Kategorien in den Portfolios von typischen Millennials (ab 1980) 1:4. Bei der Generation Z liegt das Verhältnis zwischen Obligationen und Bargeld nur bei 1:6.

Angesichts der Märkte, mit denen jüngere Anlegerinnen und Anleger aufgewachsen sind, ist es keine grosse Überraschung, dass sie eine Obli-Abneigung entwickelt haben. Nach der globalen Finanzkrise warfen Staatsanleihen jahrelang wenig oder gar nichts ab und die Zinsen waren auf einem 40-jährigen Sinkflug. Als dann 2022 die Zinssätze in die Höhe schossen, mussten Anleihen-Investoren Verluste hinnehmen, die viel zu gross waren, um Obligationen weiterhin als sichere Anlagen zu bezeichnen.

Aber auch wenn die Verachtung für Anleihen verständlich ist, ist sie nicht unbedingt klug. Bonds bieten heute höhere Renditen als in den 2010er Jahren. Noch wichtiger ist, dass sie dazu neigen, die Inflation zu übertreffen, was beim Bargeld nicht der Fall ist. Die langfristige reale Rendite amerikanischer Anleihen lag seit 1900 bei 1,7 % pro Jahr - nicht viel im Vergleich zu Aktien, aber viel mehr als das was man mit Bargeld holen konnte.

Der Nutzen aus der Vermeidung dieser Fallen scheint gering, ist aber angesichts des enormen Unterschieds zwischen den Investitionsaussichten der jungen Leute von heute und denen ihrer Eltern trotzdem nicht zu unterschätzen. Schlussendlich geht es beim Investieren in erster Linie darum, die groben Fehler zu vermeiden bzw. nicht in unnötige Fallen zu geraten. Wenn du dich nicht selber um deine Finanzen kümmern möchtest, dann helfen wir dir gerne dabei.

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