18.04.2016

Das Märchen vom Anlagenotstand

Die realen Renditen sind entscheidend. Und historisch gesehen liefern Aktienanlagen die mit Abstand besten Realrenditen. Deshalb gehört Spectravest in deinen "risikobehafteten" Portfolioteil.

Peter Zeier

vonPeter Zeier

Geschäftsleitung

Viele Sparer klagen derzeit über den "Anlagenotstand". Laut Buchautor Gerd Kommer ist dies ein Denkfehler. Historische Analysen lieferten keine überzeugenden Beweise dafür.

Die ultraexpansive Geldpolitik der Zentralbanken hat die Zinsen in den Keller getrieben und gleichzeitig Aktienkurse und Immobilienpreise in die Höhe schiessen lassen. Anleger beklagen sich deshalb seit einigen Jahren über den "Anlagenotstand" und die schwierige Suche nach Rendite. Gerd Kommer, im März dieses Jahres für sein Buch *Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs" mit dem Deutschen Finanzbuchpreis ausgezeichnet und bei einer Asset-Management-Gesellschaft in London tätig, macht hier Zweifel geltend. Aus seiner Sicht liefern historische Analysen keine überzeugenden Beweise für einen herrschenden "Anlagenotstand".

Reale Renditen entscheidend

Schliesslich seien bei Zinsanlagen wie Obligationen oder Geldmarkt-Produkten nicht die nominalen, sondern die realen Renditen entscheidend – also das, was nach Berücksichtigung der Inflation übrig bleibt. Letztere seien in den vergangenen Jahren weit weniger stark gesunken als die ersteren. Kommer nennt ein Beispiel aus Deutschland aus dem Jahr 1973. Damals betrugen die nominalen Geldmarktzinsen im nördlichen Nachbarland zwar im Durchschnitt stolze 12% pro Jahr. Aufgrund der hohen Inflation lagen die realen Geldmarktzinsen aber nur bei 4%. Bei einem Steuersatz von 30%, der auf die Nominalrendite zu entrichten ist, blieb am Ende eine reale Rendite nach Steuern von null. Im Jahr 2008 hätten die nominalen Geldmarktzinsen in Deutschland hingegen im Durchschnitt 4,6% betragen, die realen aber 3,4% – nach Steuern hätten Anleger hier sogar eine bessere reale Rendite erzielt als im Jahr 1973.

Kommer empfiehlt Anlegern in seinem im Jahr 2002 erstmals erschienenen Buch, das Vermögen in einen "risikofreien" und einen risikobehafteten Portfolio-Teil aufzuteilen. Dies sollte nach einer Analyse der eigenen Risikotoleranz erfolgen. Der "risikofreie" Teil habe die Funktion eines "Sicherheitsankers". Für das Erzielen von Rendite sei hingegen der risikobehaftete Teil des Portfolios zuständig. Der Blick auf die Geschichte zeige, dass negative reale Renditen häufig vorkommen. Laut Kommer lagen die realen Renditen von kurzfristigen amerikanischen Staatsobligationen – also US Treasury Bills mit einer Laufzeit von einem Monat – ab dem Jahr 1927 in 36 von 89 Kalenderjahren im negativen Bereich – also in 40% aller Jahre. Die um die Inflation bereinigte Geldmarktrendite habe in den 89 Jahren lediglich 0,4% pro Jahr betragen. Negative Renditen nach Abzug von Inflation, Kosten und nach Steuern seien hier also keine Ausnahmesituation, sondern eher die Regel.

Über die Entwicklung von Anlagen aus dem risikobehafteten Teil des Portfolios – also beispielsweise Aktien oder Immobilien – hätten sich Anleger hingegen in den vergangenen Jahren nicht beschweren können. Vor diesem Hintergrund sei das Klagen vieler Vermögensverwalter über den "Anlagenotstand" schwer verständlich. Kleine Sparer, die kaum bis gar kein Geld in Aktien investierten und ihr Vermögen vor allem in Sparprodukten von Banken anlegten, würden hingegen von der extrem expansiven Geldpolitik der Zentralbanken durchaus getroffen.

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