29.12.2021

Kryptowährungen = Seifenblasen-Vermögen

Es ist zwar in aller Munde, aber die wenigsten können erklären, wie Kryptowährungen überhaupt funktionieren. In den vergangenen Monaten ging es mit Bitcoin & Co. auf und ab. Trotz konstantem Rodeo werden Kryptos bei Banken und in Investorenkreisen immer salonfähiger. El Salvador hat als erstes Land der Welt Bitcoin sogar als offizielle Währung akzeptiert. Privatanleger sollten aber beachten, dass digitale Währungen überhaupt keinen inneren Wert haben.

Peter Zeier

vonPeter Zeier

Geschäftsleitung

Der Bitcoin wurde im Jahr 2009 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. 2015 notierte die Ur-Münze noch bei 330 Franken. Dann ging es 2017 das erste Mal über 1'000 Franken und im gleichen Jahr erreichte der Bitcoin fast die Marke von 20'000 Franken. Im vergangenen November stieg die Kryptowährung auf fast 60'000 Franken, dann ging es wieder schwer nach unten. Jetzt notiert der Bitcoin bei etwa 46'000 Franken. Heftige Berg- und Talfahrten bleiben auch in Zukunft an der Tagesordnung.

Bitcoin heisst aus dem Englischen übersetzt «digitale Münze». Anders wie der Schweizer Franken oder der Euro existieren Ether, Bitcoin, Ripple oder Decentraland aber nur virtuell, es handelt sich dabei also um dezentrale virtuelle Währungen. Es gibt keine Zentralbank, welche solche digitalen Münzen in Umlauf bringt. Bitcoins & Co werden von Privatpersonen und privaten Institutionen geschaffen.

El Salvador ist bisher das einzige Land, in dem offiziell mit Bitcoins bezahlt werden kann. Der Präsident des mittelamerikanischen Staates hat ein entsprechendes Gesetz im Eilzugstempo durchgeboxt. Wer die entsprechende digitale Geldbörse (ein sogenanntes Wallet) von El Salvador herunterlädt, soll laut Regierung ein Startguthaben von 30 Dollar erhalten. Die Mehrheit der Bürger ist allerdings skeptisch.

Ob Kryptowährungen - wie geplant - jemals einen Gegenentwurf zu dem heute bestehenden Geldsystem darstellen können, ist fraglich. Immer mehr Notenbanken möchten den Markt der digitalen Münzen regulieren. Es gibt auch Bestrebungen, eigene Online-Währungen auf den Markt zu bringen. Die Vorstösse der Notenbanken, wie beispielsweise der Europäischen Zentralbank, zeigen, dass sich die meisten Länder ihr Währungsmonopol nicht wegnehmen lassen wollen.

Eine zunehmende Regulierung von digitalen Coins dürfte zu weiteren schweren Kurseinbrüchen führen. Die chinesische Regierung hat den Handel und das Mining (auf Deutsch «Schürfen», was so viel wie das Erschaffen von neuen Krypto-Münzen aus dem Nichts bedeutet) von Kryptowährungen unterdessen ganz verboten.

Bubble Wealth

Vom Standpunkt der Wirtschaftstheorie aus schaffen die Kryptowährungen keinerlei Reichtum. Dies, weil der Reichtum einer Gesellschaft aus ihren realen Vermögenswerten besteht, die konsumierbare Güter und Dienstleistungen produzieren. Bradford Cornell, Professor für Finanzen an der Anderson Graduate School of Management, UCLA, fragt sich in einem Essay, wie digitale Währungen Wohlstand schaffen können, obwohl sie keinen Mehrertrag bieten. Die Frage ist berechtigt, denn alle Anlegerinnen und Anleger, welche Krypto-Münzen besitzen, sehen diese als Reichtum an, weil die Coins am Ende eines Tages verkauft und in Konsum umgewandelt werden können. Aber ist das wirklich so?

Im Beitrag Cryptocurrencies and Bubble Wealth versucht Cornell, das scheinbare Paradoxon aufzulösen. Er macht ein einfaches numerisches Beispiel und zeigt damit auf, dass es sich beim Kryptowährungs-«Reichtum» um «Bubble Wealth», also um Seifenblasen-Reichtum handelt.

Das Beispiel des Professors beginnt mit einer angenommenen Wirtschaft, die aus drei Individuen besteht, nämlich aus den Personen A, B und C. Am Anfang (Periode 0) besteht der Reichtum eines jeden von ihnen aus 10 Einheiten, der in Form von zukünftigem Konsum einmal ausbezahlt wird. Folglich belaufen sich sowohl das gesamte gesellschaftliche Vermögen (Social Wealth) als auch das wahrgenommene gesellschaftliche Vermögen (Perceived Social Wealth) auf 30 Einheiten.

In Periode 1 erfindet die Person A eine digitale Münze, die mit Coin bezeichnet wird. Dieses selbst erschaffene Geldstück gibt dem Besitzer keine Rechte auf zukünftigen Konsum und zahlt auch keine Zinsen, aber es ist so konzipiert, dass es jederzeit frei gehandelt werden kann. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keinen Unterschied zwischen dem tatsächlichen und dem wahrgenommenen gesellschaftlichen Reichtum.

In der zweiten Periode verkauft A dann aber die digitale Münze an B für eine Einheit. Nach Abschluss des Handels besitzt A 11 Einheiten, B besitzt 9 Einheiten plus eine Münze, und C besitzt weiterhin 10 Einheiten. Der gesamte gesellschaftliche Reichtum bleibt bei 30 Einheiten, aber der wahrgenommene Reichtum ist nun auf 31 angestiegen. Dies, weil B glaubt, dass die Münze mindestens die eine Einheit wert ist, die er dafür bezahlt hat.

In Periode 3 dann kauft C die Münze von B für 2 Einheiten an C, weil C glaubt, dass der Coin-Preis in Zukunft noch weiter steigen wird. Wie in der Abbildung zu sehen ist, sind die Bestände jetzt: 11, 11, und 8 + Münze. Der wahrgenommene Wohlstand hat sich damit auf 32 erhöht, weil C zum Schluss kommt, dass die Münze mindestens die 2 Einheiten wert ist, die er dafür bezahlt hat.

Die Münze schafft nur eine Wohlstandsblase

Das Beispiel von Bradford Cornell liesse sich durch Hinzufügen weiterer Personen und weiterer Handelsperioden erweitern, aber die Grundaussage bleibt immer die Gleiche: Solange die Münze gehandelt wird, schafft sie eine Wohlstandsblase, die als Differenz zwischen dem tatsächlichen sozialen Wohlstand in Bezug auf den künftigen Konsum und dem wahrgenommenen sozialen Wohlstand definiert ist. Diese Differenz zwischen dem wahrgenommenen und dem tatsächlichen gesellschaftlichen Reichtum bleibt bestehen, bis es zu einem Crash kommt und der Wert des Coins auf seinen fundamentalen Wert von Null sinkt. An diesem Punkt wird deutlich, dass die Erfindung von Coin keinen Reichtum geschaffen, sondern nur dessen Transfer gefördert hat - im Fall des Beispiels von C zu A und B (Periode 4).

Die Tatsache, dass Coin keinen gesellschaftlichen Wohlstand schafft, bedeutet leider nicht, dass sein Absturz keinen Wohlstand zerstören kann. Durch den Zusammenbruch von Coin und den dadurch verursachten Vermögenstransfers kann es zu erheblichen realen Auswirkungen kommen, vor allem wenn auch die Politik involviert ist. Wenn Einzelpersonen ihre Kaufentscheidungen auf Grundlage ihres wahrgenommenen Wohlstands treffen, kann es auch zu makroökonomischen Auswirkungen kommen.

Und schliesslich ist für den Einstieg in den Coin-Handel, laut Cornell, ein Katalysator erforderlich, was auch für den Crash gilt. Wenn Anleger, die derzeit Coin halten, ihren Bestand in Konsum umwandeln wollen, müssen sie verkaufen.

Da Coin keine Rechte auf zukünftigen Konsum bietet, gibt es keine fundamentalen Investoren, die Coin kaufen wollen. Die einzigen Käufer sind andere Spekulanten.

Wenn der Preis so weit gestiegen ist, dass kein Spekulant mehr als den letzten Transaktionspreis zahlen will, muss der Verkäufer einen Abschlag hinnehmen. Sobald der Preis fällt, verschwindet der spekulative Grund für den Besitz von Coin und der Preis bricht zusammen.

Besser in Aktien, Edelmetalle oder Immobilien investieren

Wie das Beispiel des Professors zeigt, ist es sehr mutig, wenn man als Anlegerin oder Anleger voreilig in Bitcoin oder andere Krypto-Währungen investiert. Diese Kurse sind extrem volatil und nicht nachhaltig. Auch wenn ein Kurs noch so euphorisch gen Himmel steigt, sollte man niemals vergessen, dass digitale Währungen im Gegensatz zu Aktien nicht mit einem Wert hinterlegt sind. Sie generieren keinen Cashflow und auch keine Dividendenausschüttungen.

Wer hingegen in Aktien investiert, wird Miteigentümer bzw. Miteigentümerin von wertvollen Unternehmen wie Nestlé oder Novartis. Auch Aktienkurse können schwanken, weil man aber in mehrere Titel investiert, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein ganzes Portfolio bzw. ein ganzer Fonds plötzlich nichts mehr wert ist, weil ja in reale Firmen mit realen Geschäftstätigkeiten investiert wird.

Viele Unternehmen haben sogar Kriege überlebt und wirtschaften noch heute. Verschiedene Investoren konnten mithilfe von Aktien die Kaufkraft ihres Geldes deshalb über viele Jahre erhalten und vermehren.

Anteilscheine an Unternehmen werden weltweit an regulierten Börsenplätzen gehandelt. Die Investorinnen und Investoren werden dort durch viele Gesetze und Auflagen geschützt. Aktien bieten also die viel besseren Rahmenbedingungen und können auch nicht einfach so verloren gehen. Vergisst man nämlich den Schlüssel seiner digitalen Währung, verliert man sie sofort auf einen Schlag und dies für immer.

We love stocks!

Wir sind deshalb weiterhin grosse Verfechter von Aktien-Investments. Unser oberstes Ziel ist es, Mehrrendite für unsere Kundinnen und Kunden zu generieren. Um besser abzuschneiden als der Gesamtmarkt, versuchen wir immer anders zu handeln als die grosse Masse. Zu unserer Stärke gehören die Unternehmensanalyse und -bewertung.

Unsere Fonds werden von einem Team betreut, das sich in der Vergangenheit durch starke Leistungen bei der Verwaltung von Aktien- und Edelmetallstrategien bewiesen hat. Seit 2011 haben wir insgesamt 16 Lipper Fund Awards gewonnen und uns dabei gegen mehrere hundert Konkurrenten durchgesetzt. We simply love stocks!

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