02.08.2021

Es grünt so grün, wenn die Vorsorgegelder blühen

Mithilfe von Anlagen sein Geld vermehren – aber bitte sozial korrekt, umweltfreundlich und nachhaltig. Wie eine repräsentative Umfrage zeigt, möchten immer mehr Schweizer Anlegerinnen und Anleger auch ihr Vorsorgevermögen grün anlegen. Die Frage ist, was eigentlich nachhaltig ist und was nicht. Wissen sollte man auch, dass nicht alles grün ist, was als grün verkauft wird.

Peter Zeier

vonPeter Zeier

Geschäftsleitung

Der Sparhorizont der Altersvorsorge ist langfristig und eignet sich deshalb perfekt für nachhaltige Geldanlagen. Auch für Compenswiss, dem Ausgleichsfonds von AHV, IV und EO, wird der Klimaschutz immer wichtiger. Seit Anfang Jahr wurden etwa Firmen, die mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Kohle erwirtschaften, aus den Anlagen entfernt. Compenswiss will damit den von der Schweiz ratifizierten Verpflichtungen aus dem Klimaabkommen nachkommen. Auch immer mehr Pensionskassen gehen den grünen Weg und lassen sich bei den Anlageentscheiden von Nachhaltigkeitskriterien leiten.

In der dritten Säule entscheiden Vorsorge-Sparerinnen und -Sparer selber, wie und wo sie ihren Altersbatzen anlegen möchten. Und dank dieser Wahlfreiheit lassen sich Privatpersonen bei ihren 3.Säule-Anlageentscheiden ebenfalls immer mehr von Nachhaltigkeitskriterien leiten.

Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung spricht sich dafür aus, dass ihre Vorsorgegelder grün bzw. sozial unbedenklich angelegt werden. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der AXA Schweiz. Der Druck auf Pensionskassen und Vorsorgeanbieter dürfte deshalb weiter zunehmen, um diesem Nachhaltigkeitsbedürfnis von Herrn und Frau Schweizer gerecht zu werden.

Zwei Drittel hierzulande sind daran interessiert, dass ihr Vorsorgevermögen nach nachhaltigen Kriterien angelegt werden. Besonders die Jungen sind Nachhaltigkeits-Fans: Über 70 Prozent der Sparerinnen und Sparer der Zukunft (heute ist diese Personengruppe zwischen 18 und 25 Jahren alt) sprechen sich für den grünen Weg aus. Es gab schon mal eine Studie, die bei den Youngsters zum gleichen Ergebnis kam. Im Jahr 2017 wünschten sich laut einer Umfrage der Hochschule Luzern ebenfalls über 70% der befragten Jugendlichen, dass die PKs bei den Anlagen einen nachhaltigen Weg einschlagen.

Hoch ist die Akzeptanz für ein nachhaltig angelegtes Vorsorgevermögen auch bei der Altersgruppe zwischen 56 und 65 Jahren: Laut der aktuellen AXA-Studie liegt die Zustimmungsrate hier bei ebenfalls fast 70 Prozent.

Auch in der Säule 3a grünt es grün

Bei der dritten Säule sitzen die Vorsorge-Sparerinnen und -Sparer selber am Steuer. Sie entscheiden, wie und wo ihr Geld angelegt wird. Wie die Umfrage der Versicherung bei über 1000 Personen zeigt, wurden die Nachhaltigkeitskriterien bei der Wahl der eigenen 3a-Lösung in den letzten zwei Jahren immer wichtiger. Noch im Jahr 2019 gaben 18 Prozent der interviewten Personen an, vorwiegend oder ausschliesslich in nachhaltige Lösungen zu investieren. In diesem Jahr legen bereits 22 Prozent der 3a-Sparerinnen und Sparer ihr Alterskapital grün und ethisch korrekt an.

Noch stärker ist die Gruppe der Privatpersonen gestiegen, die mindestens versuchen, nachhaltig zu investieren. Ihr Anteil hat sich 2021 fast verdoppelt; von 26 Prozent im Jahr 2019 auf 46 Prozent in diesem Jahr. Allerdings sagen die Anlegerinnen und Anleger, dass trotz der Farbe Grün auch die Rendite stimmen muss. Auf der anderen Seite hat sich der Anteil jener Sparerinnen und Sparer deutlich verringert, die sagen, dass ihnen die Nachhaltigkeit bei der Wahl ihrer Säule 3a keine Rolle spielt.

Vorsicht vor Etikettenschwindel!

Der Trend zu nachhaltigem Anlegen ist also unaufhaltsam. Als Investor oder Investorin sollte man aber wissen, dass nicht alles grün ist, was als grün und nachhaltig angepriesen wird. Ein Problem ist, dass Nachhaltigkeit alle etwas anders interpretieren. Ist Kernenergie umweltfreundlich, weil sie kaum Kohlendioxid ausstösst? Sind Hersteller von Zigaretten böse, Hersteller von übersüssten Getränken aber nicht? Sind soziale Netzwerke wie Facebook wirklich sozial oder sogar mitschuldig an der grassierenden Selbstmordepidemie bei Teenagern, wie Langzeitstudien zeigen?

Die sogenannten ESG-Kriterien werden von allen wieder etwas anders definiert. Unter ESG versteht man die Berücksichtigung von Umwelt-Kriterien (Environmental), sozialen Gesichtspunkten (Social) und einer verantwortungsvollen Unternehmensführung (Governance). Weil nicht genau festgelegt werden kann, was nachhaltig ist und was nicht, werden dem Etikettenschwindel Tür und Tor geöffnet.

Eine andere unbeantwortete Frage ist, ob richtiges nachhaltiges Anlegen tatsächlich zu einer Mehrrendite führt oder nicht? Unser Fondsmanager Peter Frech sagt: «Aus rein theoretischer Sicht ist klar, dass wirklich nachhaltiges Investieren jenseits des Etikettenschwindels eine verminderte Rendite zur Folge haben muss.» Denn, wenn man in ein Anlageuniversum investiert, das einer Einschränkung bezüglich der Titelauswahl unterliegt, muss die erwartete Rendite «logischerweise tiefer sein als ohne diese Einschränkung». Die letzten 10 Jahre haben aber genau das Gegenteil gezeigt, weshalb sich dieser Boom wohl auch noch verstärkt hat: Die von den meisten ESG-Fans geliebten Technologieaktien haben in den letzten Jahren die beste Rendite geliefert.

Letztlich müssen Investorinnen und Investoren für sich selber vermehrt abwägen, was für sie Nachhaltigkeit bedeutet und welche grünen Massnahmen für sie persönlich eben wichtig bzw. unwichtig sind. Der Hauptmotivation der allermeisten Anlegerinnen und Anleger bleibt, das investierte Geld zu vermehren. Wer nur Gutes tun möchte, sollte sein Geld besser irgendwo grosszügig spenden.

Die Balance zwischen Rendite und Nachhaltigkeit bei Spectravest

Quantex, das Mutterhaus von Spectravest, konzentriert sich bei der Aktienauswahl auf wenige klare Nachhaltigkeitskriterien, schaut aber primär auf die zu erwartende Rendite und nicht apodiktisch auf nachhaltige Kriterien. Unter Nachhaltigkeit versteht Quantex das Streben nach wirtschaftlichem Erfolg und langfristiger Wertschöpfung unter gleichzeitiger Berücksichtigung von nichtfinanziellen Faktoren.  Das G (für Governance) aus ESG liegt Quantex bzw. Spectravest dabei fest am Herzen: «Wie ein Unternehmen geführt wird und was es mit dem Geld der Aktionäre macht, ist für uns ganz wichtig», so Peter Frech. Berücksichtigt werden in der Regel Themen wie Unternehmensstrategie, Corporate Governance, Transparenz sowie das Produkt und Dienstleistungsangebot eines Unternehmens. Die anderen beiden Faktoren - Enviromental (E) und Social (S) – spielen im Anlageprozess keine zentrale Rolle und führen allenfalls zum Ausschluss von besonders problematischen Positionen.

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