18.03.2020

Der ewige Kampf: Aktiv gegen Passiv

Seit Jahren streiten sich Fachleute und Anlegerinnen und Anleger darüber, ob man sein Geld besser in aktiv gemanagte Fonds oder in ETF investieren soll. Argumente gibt es für beide Seiten.

Peter Zeier

vonPeter Zeier

Geschäftsleitung

An der Börse gehandelte Fonds, sogenannte ETF (Exchange Traded Funds) erleben seit Jahren einen ungebremsten Höhenflug und sammeln von Jahr zu Jahr mehr Vermögen von Investorinnen und Investoren ein. Solche passiv gemanagten Fonds überzeugen viele Anlegerinnen und Anleger, weil sie günstiger sind. Weshalb sind börsengehandelte Fonds weniger teuer als «normale» Fonds? ETF kommen fast ganz ohne Fondsmanagement aus. Bei diesen Finanzinstrumenten erfolgt keine eigentliche Auswahl der Einzelaktien. Sie versuchen stattdessen, den jeweiligen Vergleichsindex, wie zum Beispiel den SMI oder den MSCI World, so genau wie möglich nachzubilden. Im Gegensatz zu aktiv verwalteten Fonds haben ETF nicht den Anspruch, den zu Grunde liegenden Vergleichsindex zu übertreffen. Wenn jemand sein Geld also zum Beispiel in einen ETF auf den SMI investiert, legt diese Person ihr Geld exakt so an, wie wenn sie alle Titel des SMIs in ihrem Portfolio halten würde.

ETF sind liquide, transparent und kostengünstig. Diese sogenannten passiven Fonds werden an der Börse gehandelt und können im Vergleich zu einem Fonds in normalen Zeiten schnell abgestossen werden. Findet an der Börse aber mal eine massive Kurskorrektur statt, kann es passieren, dass alle Anlegerinnen und Anleger ihre ETF gleichzeitig abstossen wollen. Was bedeutet, dass es länger dauern könnte, bis sich irgendwo Käufer für das Produkt finden lassen oder dass es zu grösseren Preisabschlägen kommen kann.

Wir möchten dir noch kurz unsere drei Tipps für die Auswahl von ETF mit auf den Weg geben:

  • Kaufe immer einen ETF, welcher die Aktien physisch hält. Im Gegensatz dazu steht ein synthetischer ETF, welcher mit Derivaten einen Index nachbildet und Gegenparteirisiken entstehen.
  • Kaufe einen breit diversifizierten Index bzw. ETF und verzichte auf Sektor- oder Themenfonds. In der Schweiz z.B. den SPI Index anstelle des SMI Index oder in Europa lieber einen MSCI Europe Index anstelle des Euro Stoxx 50 Index.
  • Kaufe wenn möglich einen gleichgewichteten ETF, welcher alle Aktien im ETF gleich hoch gewichtet, so vermeidest du hohe Einzelpositionen oder Sektorübergewichtungen.

Der Fondsmanager, der versucht, den Markt zu schlagen

Mit ETF kann vieles abgedeckt werden, aber längst nicht alles. Hier können aktiv gemanagte Fonds ganz klar punkten. Bei einem aktiv gemanagten Fonds entscheidet der Fondsmanager darüber, in welche Titel sein Aktienkorb investiert. Welche Titel ausgewählt werden oder nicht richtet sich nach einer vorher definierten Anlagestrategie. Der Fondsmanager versucht mit seinen ausgesuchten (Aktien-)Perlen langfristig besser abzuschneiden als der Vergleichsmarkt.

Obwohl dieser Fall eher selten eintritt, verlangen Fondsmanager für die Zusammenstellung ihres Portfolios höhere Gebühren als ETF. Dies weil sie für die Bewirtschaftung beispielsweise eigene Strategien aufstellen oder Analysen machen und damit einen grösseren Aufwand betreiben. Damit ihre Fonds besser rentieren als der Markt, können Fondsmanager bzw. ihre Teams einen bestimmten Titel oder eine Gruppe von Aktien verstärkt kaufen (Übergewichten) oder nicht in gewisse Wertpapiere investieren (Untergewichten). Doch Vorsicht: Viele aktive Fonds sind in der Realität nur pseudo-aktive Vehikel, die sehr indexnah investieren und hohe Gebühren dafür verlangen.

Mit einem ETF wird man nie eine bessere Performance erreichen, als diejenige des nachgebildeten Index. Ein aktiv gemanagter Fonds hat diese Möglichkeit hingegen schon. Nur mit einem solchen Fonds hast du als Anlegerin oder Anleger die Möglichkeit, von überdurchschnittlichen Renditen zu profitieren. Dazu muss das Fondsmanagement allerdings immer wieder mit fundierten Entscheidungen den sogenannten Benchmark (Vergleichsmarkt) übertreffen. Auch hier ist eine gewisse Portion Skepis angebracht, vor allem wenn der Fondsmanager übertriebene Renditeerwartungen schürt oder ungenaue Angaben zur Anlagestrategie macht.

In der Realität schlagen  nur wenige Fondsmanager ihre Vergleichsmärkte. Es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen, dass teilweise mehr als 90 Prozent der aktiv gemanagten Fonds ihren Vergleichsindex nicht regelmässig schlagen. Klar, dass solche Erhebungen ETFs als extrem überlegen erscheinen lassen. Hier zu pauschalisieren wäre aber falsch. Es gibt Marktphasen, da funktioniert das eine oder das andere besser. Und es gibt viele Nischenmärkte und –sektoren, wo ein aktiver Anlagestil deutlich Mehrwert generieren kann.

Macht man einen Performance-Vergleich zwischen aktiv und passiv, sollte man sowieso immer eine Mehrjahresperspektive einnehmen. Auch der besten Fondsmanagerin passiert es, dass sie ihren Vergleichsindex nicht jedes Jahr schlägt. Einen aktiv gemanagten Fonds sollte man erst meiden, wenn er während mehreren Jahren schlechter performt als der ihm zugrunde liegende Vergleichsindex. Und wenn die Performance des aktiven Fonds überzeugt, bist du als Anlegerin bzw. Anleger auch gerne bereit, für die gute Arbeit etwas höhere Gebühren zu bezahlen. Entscheidend ist nämlich die Zahl unter dem Strich, also die Performance nach Kosten.

Den richtigen Fonds wählen

Egal ob man nun auf passiv oder aktiv setzt, wichtig ist, dass man sich für den richtigen Fonds entscheidet. Denn, ob man nun den falschen ETF oder den falschen aktiven Fonds erwischt, kann beides Mal zu gleich schmerzhaften Verlusten führen. Man ist deshalb gut beraten, wenn man eine Sowohl-als-auch-Strategie fährt. Wie professionelle Investoren kann man einen Teil seines Anlagegeldes in einfache ETF und der andere Teil in gut gemanagte Fonds mit einleuchtenden Strategien fliessen lassen. Wie im richtigen Leben gibt es nämlich auch in der Investment-Welt nicht nur schwarz und weiss.  

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