Wenn Bankkunden für ihr Vermögen bestraft werden

Peter Zeier

Immer mehr Schweizer Banken verlangen von ihren Kundinnen und Kunden Negativzinsen. Weshalb eigentlich? Man müsse das Geld an die Schweizerische Nationalbank abgeben, sagen die Finanzdienstleister. Weiter sei das Negativzins-Umfeld schuld, dass Konto-Sparer einen Obolus leisten müssten. Doch Negativzinsen werden vor allem als Argument genutzt, um Kunden von Anlagelösungen und (für die Banken) rentableren Dienstleistungen zu überzeugen.

«Wir sind unschuldig», kommunizieren die Banken indirekt. «Es ist den Umständen geschuldet», heisst es immer wieder, um die den Kunden aufgebrummten Negativzinsen zu begründen. Doch sind die Banken wirklich gezwungen, die Kleinsparer so zu melken?

Ein Schweizer Finanzdienstleistungsunternehmen nach dem anderen senkt die Schwelle für Negativzinsen. Zum Glück sind die kleinen Sparerinnen und Sparer meistens noch nicht so betroffen. Aber die Schrauben werden immer mehr angezogen.

Anfang 2015 hat die Schweizerische Nationalbank SNB Negativzinsen für Geschäftsbanken eingeführt. Schrittweise haben immer mehr Finanzhäuser angefangen, auch von ihren Kunden Negativzinsen zu verlangen. Zuerst waren es Geschäftskunden, dann traf es auch die Privatkunden.

In der Übersicht des unabhängigen Online-Vergleichsdienstes moneyland.ch von Anfang August ist zu sehen, welche Retail Banken ihre Kunden zur Kasse bitten, wenn diese zu viel Geld auf ihren Sparkonten halten:

Negativzinsen

Auch auf den Sparkonten dieser Banken werden die Kunden zur Kasse gebeten. Ein paar andere Finanzhäuser erheben bei sehr hohen Kontobeträgen ebenfalls Negativzinsen, publizieren diese aber nicht explizit. Häufig heisst es dann auf der Website der Institute, dass Zinsen ab einem bestimmten Betrag «auf Anfrage» bekannt gegeben würden. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Höhe der Zinsen oft auch eine Verhandlungssache ist zwischen Kunde und Bank.

Es gibt aber auch Banken, die explizit auf Negativzinsen für Privatkunden verzichten: ein Beispiel hierfür ist die Crédit Agricole next bank.

Bei den Banken, welche die hohle Hand machen, gelten Negativzinsen häufig für den Gesamtbetrag aller Einlagen auf Spar- und Privatkonten der Bankkunden. Schweizer Finanzhäuser schliessen übrigens nicht aus, dass Negativzinsen in Zukunft auch Klein-Sparerinnen und Klein-Sparer treffen könnten.

Die Argumente der Banken für das Negativzins-Schröpfen

Häufig liest man als Rechtfertigung für Negativzinsen, dass die Banken (auf ihren Girokonten) der SNB selber hohe Negativzinsen abliefern müssten. Doch diese Beträge sind laut Recherchen des Vergleichsportals seit 2019 rückläufig. Dies, weil die SNB die Freibeträge für Negativzinsen erhöht hat. Ausserdem sind nicht alle Banken gleich von Negativzinsen betroffen. Die PostFinance habe beispielsweise im letzten Jahr weniger als zwei Millionen Franken an Negativzinsen an die SNB bezahlt. moneyland.ch kommt deshalb zum Schluss, dass die immer kleineren Negativzins-Beträge, welche die Banken der SNB schulden, nicht die Ursache dafür sein können, dass Bankkundinnen und Bankkunden immer mehr (mit dem Argument Negativzinsen) geschröpft werden.

Immerhin geben auch einzelne Schweizer Banken inzwischen zu, dass die direkten Abgaben an die Schweizerische Nationalbank nicht der entscheidende Faktor für Negativzinsen gegenüber Privatkunden sei. Relevant sei vielmehr das allgemeine Negativzins-Umfeld, so die Argumentation einiger Finanzdienstleister. Dies, weil das Negativzinsumfeld die Profitabilität der Banken beeinflusse.

Wenn man aber etwas genauer in die Geschäftsberichte der Banken schaut, sieht man, dass viele Schweizer Geldhäuser in der Negativzins-Phase seit 2015 immer höhere Gewinne auswiesen. Der Online-Vergleichsdienst kommt zum Schluss, dass die Kantonalbanken beispielsweise bis anhin nicht auf die Verrechnung von Negativzinsen an die Klientel angewiesen sind: «Sie würden auch ohne Negativzinsen an Privatkunden immer noch solide Erträge erwirtschaften», kommt moneyland.ch-CEO Benjamin Manz zum Schluss. Das gelte auch für die Mehrheit der übrigen Schweizer Banken. Sein klares Fazit: «Das Negativzinsumfeld hat einen Einfluss auf die Negativzinsen an Bankkunden. Allerdings ist es bei vielen Banken noch keine hinreichende Erklärung für zunehmende Negativzinsen an Privatkunden.»

Banken wollen an ihren Kunden noch mehr verdienen

Kundinnen und Kunden, die ihr Geld nur auf dem Konto parkieren, sind für Banken nicht interessant. Gutes Geld wird mit aktiven Anlegerinnen und Anleger verdient, die oft traden, eine Vermögensverwaltung nutzen oder viele Fremdwährungstransaktionen durchführen. Die Finanzhäuser versuchen also, Leute mit einem Sparkonto von aktiven Bankprodukten zu überzeugen.

Im aktuellen Zinsumfeld sind Negativzinsen also ein neues und willkommenes Instrument, um weitere Kunden zu einer Anlageberatung oder Vermögensverwaltung zu motivieren. Dies, weil Kunden, die ihre Gelder vom Spar- oder Privat-Konto in eine Anlagelösung umschichten oder sich für eine andere Bankdienstleistung entscheiden, nicht von Negativzinsen betroffen sind. Je mehr die Banken die Schwelle für Negativzinsen also senken, umso eher werden die Leute dazu gedrängt, in (für die Banken rentablere) Anlagelösungen zu investieren.

Tatsächlich können Anlagelösungen für Kunden - je nach Situation - die bessere Lösung als Sparkonten sein. Privatkundinnen und -kunden sollten aber nicht einfach ohne Vorabklärung das erstbeste Anlageangebot ihrer Hausbank annehmen. Es gibt ganz viele Angebote von Schweizer Banken, die man miteinander vergleichen sollte.

Fange an dich zu wehren!

Wenn du bei deiner Hausbank selber von Negativzinsen betroffen bist, gibt es ein paar Möglichkeiten, die du in Betracht ziehen kannst, damit du nicht gezwungen bist, die Banken zu finanzieren: Wechsle beispielsweise einfach den Anbieter. Wie gesagt, sind Negativzinsen nicht bei allen Banken ein Thema und wie du oben in der Übersicht siehst, variieren die Hürden der Strafzinsen auch von Bank zu Bank. Man kann sein Geld auch auf Konten verschiedener Banken verteilen. Problem gelöst.

Die beste Lösung aber ist, wenn du anfängst, dein Geld anzulegen und die Scheine für dich arbeiten lässt. Erwähnen möchten wir hier das Fondssparen. Damit wirst du zum Aktien-Investor bzw. zur Aktien-Investorin und legst dein Geld in vielversprechende Unternehmen an. Allerdings solltest du das Geld mindestens zehn (oder besser zwanzig, dreissig und noch mehr) Jahre anlegen können. Aktien sind ideal für einen langfristigen Vermögensaufbau. Das tolle beim Fondssparen ist, dass du nichts machen musst und dich auf die Expertise von Aktien-Profis verlassen kannst. Für diese Form der Vermögensverwaltung bezahlst du auch etwas, aber das Geld wird aktiv in verschiedene Aktien investiert und nicht einfach auf einem Konto liegen gelassen.

Eine tolle Sache ist ein Sparplan. So kannst du dein Geld regelmässig anlegen. Schau dir unser Angebot an. Bei Spectravest eröffnest du deinen Sparplan ganz schnell zu einem fairen Preis.

Den Negativzinsen mit der 3. Säule eins überziehen

Eine sehr gute Möglichkeit, sich vor Negativzinsen zu schützen, ist auch die Säule 3a. Jedes Jahr kannst du einen bestimmten Betrag auf die Seite legen. In diesem Jahr sind es 6'883 Franken pro Person. Wenn du selbständig bist, ist der Betrag sogar noch viel höher. Mit dieser Negativzins-Flucht-Variante vermehrst du nicht nur dein Geld, du sparst auch Jahr für Jahr Steuern mithilfe dieses Vehikels.

Du bist bei Spectravest bereits Kundin oder Kunde? Dann vergiss nicht den Maximalbetrag von 6'883 Franken einzubezahlen. Am besten gleich heute noch. Du hast zwar bis Ende Jahr Zeit. Doch je länger das Geld in ausgewählten Aktien für dich arbeitet, umso mehr Vermögen steht dir nach deiner Pensionierung zur Verfügung.

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