Aus Value-Sicht kommt es aber noch schlimmer: Valueinvestoren halten normalerweise ein Portfolio aus unterbewerteten Aktien. Wenn nun ETF dank starker Inflows überproportional viele teure Aktien kaufen, wird der gewöhnliche Valueinvestor mit der Marktrendite nicht mithalten können. Falls sich diese Underperformance über Jahre hinzieht, werden sie Mittelabflüsse erleben und müssen ihre günstigen Titel verkaufen, was wiederum die Preise weiter abfallen lässt. Somit lässt sich die schwache Performance von vielen Value-Fonds seit der Finanzkrise 2008 gut erklären.
Value Investing: Dead as we know it
Wieso hatte Value Investing vor dem Aufkommen der ETF eigentlich funktioniert? Normalerweise lief der Prozess wie folgt ab: Eine Firma enttäuscht den Markt und verliert massiv an Wert. Irgendwann sind die eingepreisten Erwartungen an das Unternehmen so tief, dass diese sehr leicht übertroffen werden können. Geschieht dies, realisieren viele Analysten, dass sie ihre Schätzungen nach oben revidieren müssen und empfehlen das Unternehmen ihren Portfoliomanagern. Diese kaufen die Aktie und somit verschwindet die Unterbewertung der Aktie über die Zeit wieder.
Einem neuen Value-Zeitalter stehen aber zwei Faktoren im Weg: Der Siegeszug des passiven Investierens wird kaum rückgängig gemacht und es gibt immer weniger Analysten, welche die Unterbewertung einer Firma überhaupt erkennen würden. «Nobody cares anymore», bringt es David Einhorn auf den Punkt.
Wieso sind wir aber dennoch überzeugt, dass Value als Strategie florieren kann, auch wenn sie nie mehr in Mode kommt? Dafür müssen wir die Faktoren näher betrachten, die zur Performance einer Aktie beitragen.
Die vier Faktoren einer Aktienrendite
Über eine lange Zeitperiode kann die Rendite von Value- und Wachstumsaktien in mehrere Faktoren unterteilt werden. Laut einer Analyse des Vermögensverwalters GMO sind folgende Faktoren relevant:
- Bewertung (Valuation): Wie verändert sich die Bewertung einer Aktie über die Zeit, beispielsweise ob das Kurs/Gewinn-Verhältnis steigt oder fällt.
- Wachstum (Growth): Was ist das Gewinnwachstum pro Aktie über die Zeit? Dieser Faktor wird bei Wachstumsaktien immer einen höheren Renditebeitrag ergeben, sonst wären es ja keine Wachstumsaktien.
- Einkommen (Income): Wie viel Dividende wird bezahlt?
- Rebalancing: Rebalancing zeigt, ob eine Aktie aus dem Valuesegment ins Wachstumssegment aufsteigt oder vom Wachstumsegment ins Valuesegment heruntergestuft wird. Valueaktien werden hier immer einen positiven Performancebeitrag aufweisen gegenüber Wachstumsaktien, weil eine Neubewertung auf höherem Niveau stattfindet, wenn eine Aktie das Valuesegment verlässt. Dieser Faktor ist mit dem ersten Faktor verbunden.