Während die relative Outperformance von günstigen Value-Titeln in der Vergangenheit eindrücklich war, stellt sich jedoch auch die Frage nach der absoluten Performance von Aktien bei hoher Inflation. Hier gibt es zwei gegenläufige Kräfte: Auf der einen Seite profitieren Aktien als Sachwerte von der Inflation insofern, als dass ihre nominalen Umsätze und Cashflows mehr wachsen. Vor allem, wenn das Unternehmen über eine gute Marktstellung und Preismacht verfügt. Auf der anderen Seite drücken jedoch die steigenden Zinsen auf die Bewertungen der Aktien.
Sind Aktien generell ein guter Inflationsschutz?
Die von einigen prominenten Proponenten der Aktie als alternativlose Anlage vertretene These, dass Dividendenpapiere als Sachwerte von steigender Inflation sogar profitieren, würden wir auf Grund der historischen Erfahrungen bestreiten. In der Hochinflationsphase der 1970er Jahre stagnierten die Aktienmärkte, obwohl die Gewinne der Unternehmen nominal zulegen konnten.
In Ländern mit heute hoher zweistelliger Inflation wie etwa der Türkei oder Argentinien sind die Bewertungen der Aktienmärkte durchs Band viel tiefer. Die Leute brauchen mehr Cash für ihren Lebensbedarf und die Unternehmen zur Finanzierung ihrer Wareneinkäufe – immer weniger haben entsprechend Lust oder die Möglichkeit, auf lange Sicht zu investieren. Auch langlaufende Kredite und Hypotheken gibt es irgendwann nicht mehr. In Argentinien ist es generell üblich, sogar Hauskäufe gegen Barzahlung abzuwickeln. Entsprechend tiefer sind auch die Bewertungen der Immobilien.
Eine davon ausgehende häufige Frage dieser Tage ist: Können hochprofitable Firmen mit unbestrittener Preismacht wie etwa Microsoft oder Apple als Inflationsschutz dienen oder sogar von steigender Teuerung profitieren? Auf Grund der historischen Erfahrung in vergangenen Inflationsphasen würden wir dies eher verneinen. Technologietitel waren in der Hochinflation eine der schlechtesten Anlagen überhaupt (siehe Blog-Eintrag "Die zweite Inflationswelle") Dies lässt sich indirekt auch aus der obigen Grafik von Blackrock ableiten: Wenn Value-Aktien in Phasen hoher Inflation relativ zum Gesamtmarkt am besten abschneiden, bedeutet dies auch, dass Wachstumstitel entsprechend deutliche Underperformer sein müssen.
Die Ausgangslage für Anleger ist heute entsprechend wenig rosig: Aktien und Immobilien sind immer noch hoch bewertet, bei Anleihen und auf dem Sparbuch gibt es kaum Zinsen. Gleichzeitig frisst die steigende Inflation die Kaufkraft auf. Value-Aktien mit hoher Free-Cashflow- und Dividendenrendite sind da sicher kein Allheilmittel, aber sie versprechen zumindest etwas Linderung der drohenden Schmerzen.