Neben der Rückkehr der Tech-Aktien und einer tiefen Inflation gibt es eine ganze Reihe von weiteren Bereichen, in denen die Anleger sich aus unserer Beobachtung gegen die neuen Realitäten sträuben und an ihren Ankern festhalten:
- Die Outperformance der Aktienmärkte der Industrieländer gegenüber Schwellenländern wird auch für die nächste Dekade vorausgesetzt.
- Die Dominanz des US-Dollars und ein entsprechend starker Dollarkurs gelten als gegeben.
- Der europäische Strommarkt kehrt in 1-2 Jahren wieder zur Normalität zurück.
- Die Globalisierung und die globale Weltordnung stabilisieren sich wieder, trotz Ukraine-Krieg und Konflikten mit China.
Aus Anlegersicht ist jedoch die Frage interessant: Was, wenn es anders kommt? Wer seine mentalen Anker loswerden will, sollte ständig versuchen, unvoreingenommen an die Faktenlage heranzugehen und nicht an einen «Normalfall» zu glauben.
"Die Globalisierung ist so gut wie tot."
Morris Chang, Gründer des Chip-Riesen TSMC, sagte dazu kürzlich: «Die Globalisierung ist so gut wie tot und ebenso der Freihandel. Viele Leute wünschen, dass sie zurückkommen, aber ich denke nicht, dass sie zurückkehren werden.»
Wir schliessen uns dieser Schlussfolgerung an: Wunschdenken ist keine gute Basis für Anlageentscheide. Erst recht nicht, wenn es weit verbreitet ist. Denn kehren wir zum verankerten Normalfall zurück, gibt es wenig zu gewinnen, weil die meisten schon darauf gesetzt haben. Bleibt das Umfeld dagegen verändert oder entwickelt sich weiter, winken grosse Gewinne. Der Marktkonsens und die Aktienbewertungen verleiten uns derzeit, auf eine neue Normalität von Rohstoffboom, Emerging Markets, anhaltend höheren Energiepreise und Inflation sowie Deglobalisierung zu setzen. Das heisst nicht, dass wir diese Trends für wünschenswert halten. Aber wir werden mit teils fetten Risikoprämien dafür entschädigt, uns von lieb gewonnenen Gewohnheiten, Vorurteilen und alten Ankern zu lösen.