Das Beispiel des Professors beginnt mit einer angenommenen Wirtschaft, die aus drei Individuen besteht, nämlich aus den Personen A, B und C. Am Anfang (Periode 0) besteht der Reichtum eines jeden von ihnen aus 10 Einheiten, der in Form von zukünftigem Konsum einmal ausbezahlt wird. Folglich belaufen sich sowohl das gesamte gesellschaftliche Vermögen (Social Wealth) als auch das wahrgenommene gesellschaftliche Vermögen (Perceived Social Wealth) auf 30 Einheiten.
In Periode 1 erfindet die Person A eine digitale Münze, die mit Coin bezeichnet wird. Dieses selbst erschaffene Geldstück gibt dem Besitzer keine Rechte auf zukünftigen Konsum und zahlt auch keine Zinsen, aber es ist so konzipiert, dass es jederzeit frei gehandelt werden kann. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keinen Unterschied zwischen dem tatsächlichen und dem wahrgenommenen gesellschaftlichen Reichtum.
In der zweiten Periode verkauft A dann aber die digitale Münze an B für eine Einheit. Nach Abschluss des Handels besitzt A 11 Einheiten, B besitzt 9 Einheiten plus eine Münze, und C besitzt weiterhin 10 Einheiten. Der gesamte gesellschaftliche Reichtum bleibt bei 30 Einheiten, aber der wahrgenommene Reichtum ist nun auf 31 angestiegen. Dies, weil B glaubt, dass die Münze mindestens die eine Einheit wert ist, die er dafür bezahlt hat.
In Periode 3 dann kauft C die Münze von B für 2 Einheiten an C, weil C glaubt, dass der Coin-Preis in Zukunft noch weiter steigen wird. Wie in der Abbildung zu sehen ist, sind die Bestände jetzt: 11, 11, und 8 + Münze. Der wahrgenommene Wohlstand hat sich damit auf 32 erhöht, weil C zum Schluss kommt, dass die Münze mindestens die 2 Einheiten wert ist, die er dafür bezahlt hat.
Die Münze schafft nur eine Wohlstandsblase
Das Beispiel von Bradford Cornell liesse sich durch Hinzufügen weiterer Personen und weiterer Handelsperioden erweitern, aber die Grundaussage bleibt immer die Gleiche: Solange die Münze gehandelt wird, schafft sie eine Wohlstandsblase, die als Differenz zwischen dem tatsächlichen sozialen Wohlstand in Bezug auf den künftigen Konsum und dem wahrgenommenen sozialen Wohlstand definiert ist. Diese Differenz zwischen dem wahrgenommenen und dem tatsächlichen gesellschaftlichen Reichtum bleibt bestehen, bis es zu einem Crash kommt und der Wert des Coins auf seinen fundamentalen Wert von Null sinkt. An diesem Punkt wird deutlich, dass die Erfindung von Coin keinen Reichtum geschaffen, sondern nur dessen Transfer gefördert hat - im Fall des Beispiels von C zu A und B (Periode 4).
Die Tatsache, dass Coin keinen gesellschaftlichen Wohlstand schafft, bedeutet leider nicht, dass sein Absturz keinen Wohlstand zerstören kann. Durch den Zusammenbruch von Coin und den dadurch verursachten Vermögenstransfers kann es zu erheblichen realen Auswirkungen kommen, vor allem wenn auch die Politik involviert ist. Wenn Einzelpersonen ihre Kaufentscheidungen auf Grundlage ihres wahrgenommenen Wohlstands treffen, kann es auch zu makroökonomischen Auswirkungen kommen.
Und schliesslich ist für den Einstieg in den Coin-Handel, laut Cornell, ein Katalysator erforderlich, was auch für den Crash gilt. Wenn Anleger, die derzeit Coin halten, ihren Bestand in Konsum umwandeln wollen, müssen sie verkaufen.