An den Finanzmärkten verlieren die mühsam erworbenen Detailinformationen zudem schnell an Gültigkeit: Neue Konkurrenten treten auf, der Konjunkturzyklus dreht oder das regulatorische Umfeld ändert sich. Der Versuch, ein komplettes und zugleich aktuelles Gesamtbild an Informationen zu erhalten, ist deshalb ein letztlich aussichtloses Unterfangen.
Auch sind andere Marktteilnehmer ständig dabei, nach weiteren nützlichen Informationen zu suchen und diese fortlaufend in den Kurs einzupreisen. «Die meisten Investoren streben fruchtlos nach Sicherheit und Präzision und vermeiden Situationen, in denen Information nur schwierig zu erhalten sind», hält Klarman in seiner Value-Bibel «Margin of Safety» fest.
Die Suche nach Sicherheit führt dazu, dass viele Investoren zwangsläufig die besten Anlagechancen verpassen. Diese ergeben sich nämlich meistens in Zeiten grosser Unsicherheit. Die beste Gelegenheit zum Kauf von Aktien des letzten Jahrzehnts war genau im März 2009 auf dem Höhepunkt von Rezession und Finanzkrise.
Der Schlüssel zur Lösung des Problems sind die tiefen Preise, zu denen ein Anleger in der Krise Wertpapiere kaufen kann. Je attraktiver der Preis eines Titels ist, zum Beispiel in Form einer hohen Free-Cashflow-Rendite bei einer Aktie oder einer hohen Verfallsrendite bei einer Anleihe, desto weniger wichtig ist die Präzision bei den Zukunftsschätzungen.
Dieses zentrale Konzept des Value-Investing wird Sicherheitsmarge oder eben «Margin of Safety» genannt. Wer billig genug kauft, schützt sich gegen viele Unvorhersehbarkeiten und Prognosefehler. Umgekehrt ist es bei teuren Papieren umso wichtiger, dass die Zukunft sich genauso ereignet, wie sich der Markt das vorgestellt hat. Der Kauf von teuren Aktien erfordert folglich mehr Präzision und Perfektion bei den Prognosen als ein Investment in günstige Titel.
Gemäss unserer empirisch gut unterlegten Überzeugung, dass Zukunftsprognosen für Volkswirtschaften und Firmenzahlen ein höchst schwieriges bis aussichtsloses Unterfangen sind, bleiben wir deshalb dabei, nach dem Value-Stil vor allem günstige Aktien zu kaufen. Ein quantitatives Vorgehen mit breiten Filtern hilft uns dabei, sich auf das Wesentliche zu fokussieren und sich nicht in unnötigen Details oder emotional getriebenem «Storytelling» zu verlieren. Gutes Fondsmanagement erfordert Disziplin und Geduld, aber keinen Perfektionismus.