Jeder ist seines Anlageerfolges Schmied

Peter Zeier
Ein Artikel aus der NZZ fasst einige zentrale Themen für Kunden bei der Geldanlage zusammen.
Ein Artikel aus der NZZ fasst einige zentrale Themen für Kunden bei der Geldanlage zusammen.
Einmal Hand aufs Herz. Es mag viele Dinge geben, die die Zufriedenheit eines Anlagekunden mit seiner Bank oder seinem Vermögensverwalter beeinflussen können. Zahlreiche Aspekte wie eine hohe Servicequalität, der Schutz der Privatsphäre oder der Zugang zu einer breiten Palette an Dienstleistungen sind sicherlich wichtig, werden aber von vielen Kunden als Grundvoraussetzung angesehen. Die auf Dauer entscheidende Rolle spielt in der Regel die Frage, welche Performance für eine gegebene Strategie erzielt wird – und zwar nach Kosten.
Schlechte Karten, ein befriedigendes Ergebnis zu erreichen, hat dabei häufig, wer lediglich mit einem Anbieter spricht und sich voll und ganz auf dessen Rat verlässt. Neben den Kosten, die das Anlageergebnis eins zu eins schmälern, hängt das Resultat nämlich wesentlich von der Wahl der Bank bzw. des Vermögensverwalters und der Bestimmung der Anlagestrategie ab. Der erste Punkt ist insofern elementar, als sich die Anlageergebnisse der Anbieter auch über längere Zeiträume teilweise erheblich unterscheiden. Bekannt ist das für Vermögensverwaltungsmandate (vgl. NZZ vom 10.3.16), bei denen der Kunde die Investment-Entscheide delegiert.
Gleiches dürfte aber auch für Anlagevorschläge gelten, die Kunden unterbreitet werden, die die Entscheide selbst treffen. Angesichts von über 250 Banken und rund 2000 Vermögensverwaltern in der Schweiz ist es natürlich utopisch, die oder den besten auszuwählen. Der Anspruch sollte jedoch sein, nicht auf einen Anbieter zu vertrauen, der langfristig unterdurchschnittliche Ergebnisse produziert oder gar zu jenen gehört, die selbst unter Ausklammerung von Kosten die neutrale Messlatte (Benchmark) verfehlen.
Ebenso wichtig ist es, dass am Ende des Beratungsprozesses, den ein Kunde durchläuft, das Vermögen in einer Strategie angelegt ist, die seinen Ansprüchen und seinem individuellen Risikoprofil entspricht. Ist es nämlich zu riskant angelegt, gerät man früher oder später in die Situation, nicht mehr gut zu schlafen. Und wer handkehrum eine Aktienquote von 55% vertragen könnte, aber nie spürbar mehr als 40% in diese Anlageklasse investiert ist, verschenkt mit der Zeit viel Geld.
Genau letztere Situation dürfte in der Praxis als Normalfall gelten, was zweierlei Gründe hat. Bedingt durch das enge regulatorische Korsett gehen die Banken bei der Eruierung des Risikoprofils (welches Risiko kann der Kunde aufgrund seiner Vermögenssituation eingehen, und welches ist er bereit zu tragen), die üblicherweise mittels Fragebogen erfolgt, eher zu vorsichtig vor. Verstärkt wird das Phänomen noch dadurch, dass Banken ihren Kunden vor allem, wenn dieser die Verwaltung des Vermögens delegiert, fast immer eine Standardstrategie empfehlen. Entspricht jedoch die individuelle Aktienquote nicht jener einer vorgefertigten Lösung, wird wiederum auf die risikoärmere Variante zurückgegriffen.
Wie lassen sich nun die genannten Klippen bestmöglich umschiffen? Für Roland Hofmann, Dozent für Banking und Finance an der ZHAW, steht fest, dass Kunden eine Mitverantwortung für das Gelingen des Beratungsprozesses haben. In das gleiche Horn stösst Patrick Müller, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Zwei Wealth Experts. Er empfiehlt Anlegern, gut vorbereitet in das Beratungsgespräch zu gehen.
Dazu zählt für ihn, sich im Vorfeld drei zentrale Fragen zu beantworten: Will ich die Anlageentscheide selbst treffen oder lieber das Vermögen verwalten lassen? Soll das Geld aktiv oder passiv verwaltet werden? Für welchen Teil der Anlagesumme akzeptiere ich, dass er stark schwanken kann? Müller empfiehlt mit mehreren Anbietern zu sprechen und sich auf Basis der genannten Eckpunkte je drei alternative Vorschläge unterbreiten zu lassen. So sei gewährleistet, dass man nicht von Anfang an in das Raster der Bank eingeordnet wird mit den aufgeführten Nachteilen.
Bevor man die Vorschläge mit dem Berater bespricht, sollte man sie in aller Ruhe zu Hause studieren. Dabei werden unweigerlich Fragen aufkommen, etwa ob eine Hedge-Fund-Quote von 20% sinnvoll sei oder ob Fremdwährungen abgesichert werden sollen oder nicht. Gleichzeitig entwickelten Anleger sehr schnell ein Gefühl, welche Lösungen zu ihnen passen und welche nicht. In der folgenden Diskussion mit dem Berater können die Fragen geklärt und weitere Aspekte angesprochen werden.
Beispielsweise sollte man sich detailliert erklären lassen, wie die Anlageempfehlungen oder -entscheide des Anbieters zustande kommen. Genau aufschlüsseln lassen sollte man sich auch die mit den einzelnen Vorschlägen verbundenen Kosten. Wie hoch sind die Depotgebühr, die Beratungs- oder Verwaltungsgebühr, die Kosten der im Portfolio enthaltenen Produkte, die Transaktionskosten und sonstige Kosten? Für Hofmann von hohem Interesse ist auch die Frage, wie die Anreizstrukturen des Beraters aussehen. Auf den Punkt gebracht: Sind Lohnerhöhungen, Boni und Beförderungen von der Profitabilität der Kunden abhängig oder von deren Zufriedenheit?
In der Diskussion kann auch der Anbieter eigene Vorschläge ins Gespräch bringen, falls er darin Vorteile gegenüber den anhand des Anforderungsprofils der Kunden erstellten sieht. War beispielsweise gefordert, ein passiv verwaltetes Portfolio zu erstellen, weil die Mehrheit der Anbieter auch vor Kosten den Benchmark verfehlt, muss der Berater triftige Gründe liefern, warum er dennoch ein aktiv verwaltetes Mandat empfiehlt. Vorsicht sei meist dann geboten, wenn ein Anbieter damit wirbt, quasi auf allen Stufen eines Portfolios durch aktives Management einen Mehrwert zu liefern, sagt Müller. Die Verwalter seien rar, die neben der Festlegung der strategischen Vermögensallokation auch taktische Anpassungen sowie die Auswahl von Anlageinstrumenten wie
Hedge-Funds oder aktiv verwalteten Fonds und zu guter Letzt auch noch von Einzeltiteln erfolgreich beherrschen.
Ist man nach den Gesprächen grundsätzlich von mehreren Vermögensverwaltern überzeugt, ohne dass sich ein klarer Favorit herauskristallisiert hat, und verfügt man über ein ausreichend grosses Vermögen, spricht nichts dagegen, dieses auf mehrere Anbieter zu diversifizieren, rät Hofmann. Zwar schwäche man damit ein wenig die Verhandlungsposition hinsichtlich der Gebühren, mindere aber das Risiko, auf «den Falschen» zu setzen.
Mindestens zwei weitere Vorteile hat ein solches Vorgehen: Man erhält Einblick in die Anlageideen mehrerer Anbieter und erfährt vermutlich auch eine unterschiedliche Servicequalität. Sollte das Gesamtpaket an einem Ort nicht stimmen, etwa weil Punkte nicht erfüllt sind, die in den Anlegerrechten des CFA Institute, der Organisation der Finanzanalytiker, festgeschrieben sind, dürfte auch der Wechsel zu einem anderen Anbieter leichterfallen.
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