Seit Jahren steigen die Börsen getrieben von tiefen Zinsen in immer luftigere Höhen. Einzig eine breite Spekulationswelle wie im Jahr 2000 hatte all die Jahre noch gefehlt. Die ist nun definitiv da: Neuemissionen sammelten 2020 gemäss Wall Street Journal allein in den USA 167 Milliarden Dollar ein. Das schlägt die 108 Milliarden Dollar aus dem legendären IPO-Boom von 1999 deutlich. Begleitet wird der Boom von einem wilden Spekulationsrausch auf Trading-Plattformen wie Robinhood sowie frenetischem Kauf von Call-Optionen durch Kleinanleger, um mit einem Hebel auf weiter steigende Kurse zu wetten.
Warum platzte die letzte Tech-Blase?
Dass dies böse enden wird und viele unbedarfte Investoren grosse Verluste erleiden werden, ist unvermeidbar. Einzig das Wann und Wie ist noch offen. Selbst heute lässtsich nicht genau sagen, warum die letzte Blase ausgerechnet im März 2000 platzte. Irgendwann war jeder mit dabei und die News konnten nicht mehr besser werden.
Im März 2000 boomte die Weltwirtschaft, das Internet versprach grosse Produktivitätsgewinne und es herrschte Frieden auf der Welt unter Vormacht der USA und ihrer liberaldemokratischen Werte. Die Staaten der Eurozone hatten sich gerade enthusiastisch wie frisch Verliebte zur Währungsunion zusammengeschlossen. Die rosigen Aussichten zu Beginn des Millenniums widerspiegelten sich in den damaligen Bewertungen der Aktien. Bekanntlich kam es mit Frieden, Wachstum und Eurozone dann etwas anders, als gedacht.
Heute liegt die Weltwirtschaft auf der Krankenstation und die geopolitische Lage sieht alles andere als rosig aus. Die USA sind innerlich gespalten und haben viel von ihrem internationalen Ruf eingebüsst. Mit China ist ihnen ein starker Rivale erwachsen. Zahlreiche regionale Potentaten von Nordkoreas Kim über Putin und Erdogan nutzen die lottrige Pax Americana für ihre gefährlichen Machtspiele. Die Europäische Währungsunion gleicht längst dem seit über 20 Jahren verheirateten Paar, das niemand mehr beneidet.
Aber das alles kümmert die Anleger nicht, weil in ihren Augen eine lockere Geldpolitik, tiefe Zinsen und staatliche Stimulusprogramme noch für lange Zeit bestand haben werden. Der Optimismus und die hohen Bewertungen der Aktien- und Anleihenmärkte gründen auf etwas, was historisch gesehen noch mehr die Ausnahme war als Weltfrieden und stetiges Wachstum.
Wie Börsenveteran Jeremy Grantham von GMO in seinem jüngsten Kommentar zu recht schreibt, können weder perfekte ökonomische Rahmenbedingungen ewig Bestand haben noch perfekte finanzielle Rahmenbedingungen. Steigende Inflationsraten und Zinsen drohen, den Anlegern die Partylaune gründlich zu vermiesen. Wir halten deshalb eine breite Diversifikation in Rohstoffe und tief bewertete und damit weniger zinsempfindliche Value-Titel für dringend notwendig, um sich gegen das Ende der Stimulus-Blasezu schützen.