Als Reaktion auf den Aggressionskrieg Russlands gegen die Ukraine schossen die Rohstoffpreise in die Höhe: Öl, Erdgas, Stahl, Aluminium, Nickel, Weizen, Sonnenblumenöl – alles Rohwaren, an denen das sanktionierte Russland und die kriegsversehrte Ukraine einen grossen Anteil am Weltmarkt haben. Parallelen zum Ölschock von 1973/74 sind nun so offensichtlich, dass selbst die eifrigsten Vertreter der Theorie der rein «transitorischen Inflation» langsam umdenken.
Ein Angebotsschock allein kann zwar logischerweise nicht auf breiter Front zu steigenden Preisen führen: Wenn das Öl doppelt so teuer wird und niemand darauf verzichten will, so bleibt den Konsumenten weniger Geld für andere Güter und Dienstleistungen. Höhere Preise für Öl und leicht fallende Preise für alles andere sind die Folge.
Zu einem breiten Anstieg der Inflation kommt es nur, wenn auch die Nachfrageseite durch eine steigende Geldmenge angeheizt wird. Die erste Inflationswelle ergab sich aus der Angebotsverknappung durch die Corona-Massnahmen und die gleichzeitigen massiven fiskalischen Stimulus- und Transferprogramme, die mehrheitlich mit der Notenpresse finanziert wurden.
Genau dies geschieht derzeit wieder, weil die ohnehin massiven Fiskaldefizite durch den Ukraine-Schock nochmals weiter ausgeweitet werden. Wenn etwa die Regierungen Deutschlands und Italiens die Auswirkung explodierender Energiekosten mit Geldtransfers an einkommensschwache Haushalte und mehr Steuerabzüge für Pendler abfedern wollen, kommt mehr Geld in den Umlauf.