Diese Underperformance steht übrigens im krassen Gegensatz zur gängigen Finanzmarkttheorie, gemäss welcher die Anleger für die höhere Volatilität in zyklischen Aktien mit höheren Renditen entschädigt werden sollten. Eine Reihe von Studien belegt im Gegenteil die langfristige Outperformance von weniger volatilen und typischerweise nicht zyklischen Aktien. Das ist ein weiterer Sargnagel für das eigentlich schon lange tote Kapitalmarktmodell von Markowitz, Sharpe&Co., das trotzdem weiter an den Universitäten und in den Strategien institutioneller Investoren herumgeistert.
Zykliker sind also eindeutig keine Buy&Hold-Investments. Mit korrektem Timing des Ein- und Ausstiegs könnte man theoretisch eine Überrendite zum Gesamtmarkt erzielen. Doch genau wie beim generellen Markttiming ist dies in der Praxis nicht systematisch zu schaffen. Natürlich auch nicht von den «Profis», wie der mehrheitlich schlechte Leistungsausweis aktiv verwalteter Anlagefonds zeigt.
Die schlechtere langfristige Gesamtrendite und die grössere Bedeutung des Timings beim Ein- und Ausstieg sind denn auch gute Gründe für manche Investoren, überhaupt nie in zyklische Aktien zu investieren.
Bei Quantex verfolgen wir allerdings einen streng bottom-up getriebenen Ansatz ohne Einschränkungen bezüglich Sektoren oder Ländern. Das Interessante dabei: Seit der Eurokrise 2012 lieferte unser Modell für den Quantex Global Value Fund immer eine grosse Anzahl von Kaufkandidaten aus zyklischen Sektoren, insbesondere Finanzen und Informationstechnologie. Entsprechend waren wir darin auch übergewichtet. Seit zirka Frühjahr 2017 jedoch sind die meisten Zykliker modellgetrieben aus unserem Portfolio verschwunden und die Gewichtung defensiver Sektoren wie Gesundheit ist stark gestiegen. Der Gesundheitssektor ist momentan bottom-up interessant, aber auch gemäss der Fidelity-Sektorstudie: Er gehörte nämlich in der Vergangenheit nicht nur in der spätzyklischen Phase zu den Outperformern, sondern auch in der folgenden Rezession.
Unser Modell zeigte uns also während der Krisenjahre von 2012-2016, dass zyklische Aktien wegen der Angst der Anleger vor einem Eurozonen-Kollaps günstig waren. Und jetzt ist diese zyklische Risikoprämie aus den Kursen weitgehend verschwunden.
Macht es da Sinn, weiter sein Glück mit Zyklikern zu strapazieren? Das letzte Mal, als genau so gute Konjunkturdaten wie heute vorlagen, nämlich in den Jahren 2000 und 2007, befanden wir uns kurz vor einem Top an den Finanzmärkten. Folglich lautet unsere Antwort ganz klar: Nein.