Es kommt diesbezüglich gar nicht so darauf an, ob die Notenbanken überhaupt etwas tun. Nur schon die Aussicht, dass sie den Geldfluss verknappen könnten, würde massive Schockwellen anden Märkten auslösen. Denn viele rechneten fest mit keinen Zinserhöhungen vor 2023.
Steigende Preise erhöhen zudem den Bedarf an liquiden Mitteln. Unternehmen brauchen plötzlich mehr Geld als gedacht, um ihre Warenlager wieder aufzufüllen. Und die Konsumenten stellen fest, dass der Einkauf oder die Sommerferien deutlich teurer werden als geplant. Vielleicht wird der eine oder andere dann doch ein paar der Aktien verkaufen wollen, mit denen im Lockdown aus Langeweile gezockt wurde.
Dieser Effekt mag zu Beginn harmlos sein. Doch je länger die Inflationsspirale dreht, desto mehr nimmt der Cash-Crunch zu. Damit steigt der Druck auf die Vermögenswerte. Mit der Inflation fallen die Bewertungen langlaufender Assets wie Aktien oder Immobilien. Im Extremfall einer Hyperinflation wird alles verramscht, was irgendwie zu Geld gemacht werden kann, um Lebensmittel zu kaufen. Wie der Schriftsteller Stefan Zweig in seiner Autobiographie berichtet, konnte man in der Hyperinflation der 1920er Jahre in Berlin mit 100 US-Dollar, damals noch goldgedeckt, ganze Häuserblocks kaufen.
Eine laufende Inflationsspirale ist schwer zu stoppen
Die notgetriebene Kurzfristigkeit des Handelns führt dazu, dass weniger investiert und damit längerfristig weniger produziert wird. Was wiederum die Preise erhöht, wenn der Staat weiter Geld in die Wirtschaft pumpt. Ist die Inflationsspirale einmal angelaufen und hat sich die Psychologie der Konsumenten und Unternehmen verändert, ist ein Ausbruch aus dem Teufelskreis nur noch schwer und mit hohen politischen Kosten möglich.
Mit den Lockdowns und den extremen fiskalischen Stimulus-Massnahmen wie sonst nur zu Kriegszeiten wurde ein riskanter Pfad eingeschlagen. Die gesellschaftlichen Spannungen nehmen jetzt schon zu auf Grund der Restriktionen des Alltags- und Wirtschaftslebens. Was ist, wenn nun eine Inflationswelle hinzukommt und damit die Regierungen gezwungen werden, das gut gemeinte, aber in diesem Ausmass unhaltbare Geldverteilen einzuschränken oder noch höhere Teuerungsraten zu riskieren?
Die Aussichten sind keineswegs so rosig, wie die rauschende Börsenparty derzeit impliziert. Erfahrungsgemäss dauern Phasen, in denen jede Anlageklasse und praktisch jeder Anleger Gewinn macht, nicht lange. Auch wenn genau dann jeder behauptet, ein «Langfrist-Investor» zu sein.
Unser Portfolio im Quantex Global Value ist derzeit eher auf zeitnahe Cashflows ausgerichtet mit vielen zyklischen Titeln mit tiefen Bewertungen. Nicht wenige davon stammen aus dem Rohstoffsektor und könnten von steigender Inflation zumindest kurzfristig profitieren. Wir haben diese Aktien jedoch nicht aus einer Makro-Sicht mit Blick auf die Inflationsgefahr gekauft, sondern weil sie so günstig und unbeliebt waren. Wenn jeder superlangfristig und zu teils absurden Preisen auf neue Zukunftstechnologien setzen will, nehmen wir die Gegenseite im hier und jetzt ein.