Die spannenden Fragen sind natürlich: Wenn sich die Kredit-Kennzahlen so verschlechtert haben, wieso wurden nicht schon viel mehr Firmen von BBB auf Junk heruntergestuft? Und was passiert in der Zukunft, wenn die Zinsen weiter steigen?
Scott Minerd von Guggenheim Investments rechnet vor, dass sich die Finanzen der US-Unternehmen schon bei einem Leitzins von 3.25 bis 3.5% in einem schlechteren Zustand als 2007 befinden werden. Ihr Free Cashflow würde dann auf Rezessionsniveau sinken und die Firmen müssten ihre Investitionen zusammenstreichen. «Die nächste Rezession wird vom Unternehmenssektor ausgehen», ist Minerd überzeugt.
In der letzten Finanzkrise standen gebündelte Hypothekar-Anleihen mit dem bestmöglichen Kreditrating AAA im Zentrum – diese Ratings stellten sich als völlig illusorisch heraus. Es ist zu befürchten, dass bei höheren Zinsen und/oder der nächsten Rezession sich viele Investment-Grade-Ratings als genauso illusorisch herausstellen werden. Der grosse Schock war schon beim letzten Mal nicht, dass in der Krise plötzlich viele Junk-Bonds ausfielen. Sondern dass vermeintlich sichere Anleihen plötzlich als Ramsch galten. Ähnliches droht, wenn die BBB-Blase platzt.
Konklusion für Investoren
Die Unternehmensverschuldung ist nach Jahren des Quantitative Easing der Zentralbanken auf ein höchst bedenkliches Niveau gestiegen. Anleger sollten bei der Auswahl von Anleihen besondere Vorsicht walten lassen, vor allem im weit überproportional gewachsenen BBB-Segment.
Der massenhafte Absturz von Unternehmen mit Investment-Grade-Rating in den Junk-Bereich wird jedoch auch am Aktienmarkt nicht spurlos vorbeigehen. Zum einen drohen den gefallenen Engeln höhere Zinszahlungen oder sogar existenzielle Liquiditätsproblemen bei der Refinanzierung von Schulden. Zum anderen werden sie zur Verbesserung ihrer Finanzen angehalten sein, was meistens Dividendenkürzungen bedeutet oder noch schlimmer den Verkauf von Unternehmensteilen oder neuen Aktien. In einer Kreditkrise werden sie dafür keine guten Preise bekommen, und viel Aktionärswert wird vernichtet.
Es ist unsere generelle Beobachtung, dass sowohl Obligationäre wie Aktionäre derzeit nicht mehr angemessen für die Risiken überschuldeter Firmen entschädigt werden. Wir investieren deshalb heute vorzugsweise in die wenigen verbliebenen Unternehmen, welche sich den Verlockungen des grossen Schulden-Buffetts entziehen konnten.