Für die vermeintlich sicherste Anlageklasse ist ein Verlust von 4% in einem Monat ein Blutbad: Der Rückgang des globalen Anleihen-Index von Bloomberg-Barclays im November war der stärkste Monatsverlust seit Berechnung des Index im Jahr 1990. Rund 1700 Milliarden Dollar an Buchwerten wurden durch den Bond-Crash ausgelöscht.
Die durchschnittlichen Zinsen stiegen vom Rekordtief am 5. Juli bei 1.07% auf aktuell 1.61%. Hinter dem Zinsanstieg stehen die Erwartungen auf mehr Wachstum und mehr Inflation durch die propagierten Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben der Trump-Administration. Oder einfach die zu extreme Positionierung vieler Marktteilnehmer, die nach Jahren mit sinkenden Zinsen sogar auf eine Fortsetzung des Trends immer weiter in den negativen Bereich wetteten.
Das Zinstief im Sommer 2016 nach dem Brexit-Entscheid wurde von der gleichen verqueren Logik einer Spekulationsblase getragen wie im Frühjahr 2000 das Top an den Aktienmärkten. Damals, auf dem Höhepunkt der Internet-Euphorie, wurden die hoch bewerteten Aktien längst nicht mehr wegen ihrer lächerlich tiefen Gewinn- und Dividendenrenditen gekauft, sondern nur noch, weil bis in alle Ewigkeit auf weitere Kursgewinne spekuliert wurde. Bei den Anleihen war es vergangenen Sommer genau gleich: Die Renditen war lächerlich tief und bei einem grossen Teil des Bondmarkts sogar negativ. Doch die Papiere wurden gekauft, weil auf noch weiter fallende Zinsen und damit mehr Kursgewinne gesetzt wurde.
Ein zentrales Paradoxon der Finanzmärkte ist jedoch, dass Anlagen, die gemeinhin als „sichere Sache“ gelten, es nicht sein können. Denn die Preise dafür, in diesem Fall der Obligationen, werden auf ein Niveau hinaufgezahlt, wo sie nicht mehr von ihrer laufenden Rendite getragen werden, sondern nur noch von der heissen Luft der Erwartungen aller anderen Spekulanten. Deshalb ist der aktuelle Bond-Crash sicher keine Überraschung und der mögliche Fall nach unten noch weit.
Auf der anderen Seite sind Anlagen, die gemeinhin als unsicher und riskant gelten, es oft gar nicht mehr. Aktien sind seit Jahren unbeliebt. Obwohl ihre Gewinn- und Dividendenrenditen relativ wie absolut attraktiv sind und obwohl die Kurse seit der Finanzmarktkrise von 2008/09 tendenziell steigen, zeigen die Investoren der Anlageklasse die kalte Schulter (siehe Grafik unten).