Der Disziplinierungs-Mechanismus ist effektiv und wurde im Fall einzelner Emerging Markets auch in der jüngeren Vergangenheit immer wieder durchexerziert: Steigen die Zinsen, müssen die Staaten immer mehr Geld aus ihrem Haushalt für Zinszahlungen aufwenden. Damit schrumpft ihr fiskalischer Spielraum und es wachsen die Zweifel an ihrer Zahlungsfähigkeit, was wiederum die Zinsen steigen lässt. Es handelt sich um eine selbstverstärkende Feedback-Schlaufe.
In den USA ist dieser Prozess bereits in vollem Gange: Dieses Jahr wird die Bundesregierung erstmals mehr Geld für Zinszahlungen als für den gesamten Verteidigungshaushalt ausgeben müssen (siehe folgende Grafik). Bleibt das amerikanische Zinsniveau bei rund 5%, wird sich das Problem rasch verschärfen. Gut 50% aller ausstehenden US-Treasuries werden in den nächsten drei Jahren fällig und müssen zu höheren Zinsen neu begeben werden.
Aus dieser Abwärtsspirale gibt es nur zwei schmerzhafte Auswege: Entweder muss der Staat seine Ausgaben zusammenstreichen und die Steuern erhöhen, was kurzfristig die Wirtschaft belastet und zu politischen Unruhen führt – oder aber er finanziert die Ausgaben mit der Notenpresse und begrenzt damit den Anstieg der Zinsen, was seine Währung schwächer werden lässt und die Inflation anheizt.
Verstärkt wird das Problem im Fall der Vereinigten Staaten dadurch, dass traditionelle Grossabnehmer ihrer Staatsanleihen aus verschiedenen Gründen nicht mehr zugreifen: China, Japan und die reichen Ölstaaten des Nahen Ostens kaufen netto so gut wie nichts mehr oder sind wie im Fall Chinas sogar auf die Verkäuferseite gewechselt. Das Beispiel der Beschlagnahmung der russischen Dollar-Reserven wirkt abschreckend.
Damit die Fiskaldefizite trotzdem finanziert werden können, müssen die Zinsen so weit steigen, bis genügend inländische Käufer angelockt werden. Der Markt für Staatsanleihen wirkt wie ein gigantischer Geldsauger, der anderen Wirtschaftsteilen den Sauerstoff entzieht und die Kapitalkosten für alle erhöht. Ökonomen bezeichnen diesen Effekt als «Crowding Out».