Die Teilnehmer der geplanten Aktienparty 2025 haben die Rechnung ohne den Anleihenmarkt gemacht. Die Zinsen für länger laufende Staatspapiere steigen in allen wichtigen Märkten seit Monaten, obwohl die Notenbanken auf Zinssenkungskurs sind. In den USA begann der 10jährige Treasury mit dem Sprung von 3.6% auf aktuell 4.8% Verzinsung wohl nicht zufällig genau am Tag der ersten Zinssenkung durch die Federal Reserve im September. Die steigenden Langfristzinsen widersprechen der Bullenmarkt-Story von fallenden Zinsen, welche den Aktienmärkten 2025 zusätzlichen Schub verleihen sollten.
Die Inflation erweist sich sowohl in den USA wie auch in der Eurozone als hartnäckiger als gedacht und von den Zentralbanken gewünscht. Sowohl die Fed wie auch die EZB begannen mit ihren Zinssenkungen bereits deutlich bevor die Teuerung unter die Zielmarke von 2% gefallen war. Man wollte die Zinswende sozusagen herbeireden, auch um die Zinslast der Staatsfinanzen vieler Länder zu verringern. Erreicht hat man das Gegenteil. Inzwischen legen die Preise auf breiter Front wieder zu, getrieben von einer anhaltenden Dienstleistungs-Inflation von 4-5% auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Lohn-Preis-Spirale dreht weiter. Die jüngsten Kälteeinbrüche sind sicher nicht hilfreich, da sie zu höheren Energiepreisen führen.
Der Kern des Problems ist, dass die Zentralbanken wie auch viele Anleger den grossen Inflationsschub 2021/22 immer noch als ein transitorisches, also vorübergehendes, Phänomen betrachten und zurück in die gewohnte «Normalität» mit 2% oder gar 0% Zins wollen.