Höhere Preise sind natürlich eine marktwirtschaftliche Lösung für das Problem der Metallknappheit: Sie geben Anreiz zu sparsamerem Gebrauch und mehr Recycling. Wenn der Staat jedoch unabhängig von den Preissignalen den Umstieg auf Elekroautos einfach erzwingt, werden diese immer teurer – und auch andere Produkte, welche die kritischen Metalle wie Kupfer oder Nickel enthalten.
Die Preisansteige bei den Metallen drohten zudem die Effizienzgewinne in der Energiewende wegzufressen. Wie die IEA vorrechnet, ist etwa die Herstellung von Lithium-Batterien für Elektroautos durch die Skaleneffekte günstiger geworden. Dies hat jedoch zur Folge, dass das Rohmaterial Lithium statt 45% des Endproduktpreises wie noch vor fünf Jahren nun schon rund 60% ausmacht. Je effizienter die Verarbeitung, desto mehr hängt der Preis am Schluss von den Rohwarenpreisen ab.
Mehr Recycling ist keine Lösung, da es primär um den Aufbau neuer Kapazitäten geht. Erst wenn eines fernen Tages alle Elektroautos fahren und Strom aus Windkraftwerken beziehen, können genügend Metalle durch Recycling gewonnen werden.
Die heikle Frage nach der Umweltbilanz
Die andere grosse Frage zur Energiewende stellt sich in Sachen Umweltbilanz. Kupfer etwa wird derzeit in den chilenischen Anden mit Metallgehalten von unter 1% gefördert. Das bedeutet, um 1 Tonne Kupfer zu gewinnen, müssen mehr als 100 Tonnen Erz bewegt und verarbeitet werden. Hinzu kommt das Abfallgestein um das Erz herum. Je nach Lagerstätte und Strip Ratio ist das nochmal 2-10 mal so viel Tonnage. Dann erfolgt die Raffination des Kupfers aus dem Erz, welche viel Strom, Wasser und Chemikalien erfordert. Danach muss das Kupfer noch zum Endverbraucher transportiert werden.
Wie die IEA berichtet, steigt der Energieverbrauch je gewonnener Metalleinheit weltweit seit Jahren an. Momentan sei die gesamte Treibhausgasbilanz eines Elektroautos zwar noch 50-75% besser als eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor, vor allem, wenn alle Komponenten mit Ökostrom hergestellt werden. Das ist eine derzeit unerfüllbare Annahme. Es macht aber wenig Sinn, wenn das Nickel für die Autobatterien in Indonesien oder Australien mit Hilfe von Kohlestrom produziert wird. Je nach Herkunft der zukünftig benötigten Metalle könnte die Ökobilanz von Elektroautos sogar negativ werden.
Dem kritischen Beobachter drängt sich hier der Eindruck auf, dass im aktuellen Hype um das nachhaltige ESG-Investieren die Quadratur des Kreises versucht wird: «Dreckige»Autos und Kraftwerke sollen durch «saubere» Technologien ersetzt werden, welche jedoch Unmengen von Metallen aus «dreckigen» Minen und Ländern mit «dreckigen» Regimes oder Arbeitsbedingungen erfordern. Dann ist die Tesla-Aktie im ESG-Rating «gut» und die indonesische Nickelmine für die Batterien «böse». Aber der Welt und dem Klima ist mit dieser Schizophrenie nicht viel geholfen.
Ironischerweise könnten gerade ESG-Bedenken die zukünftige Produktion von Metallen bremsen. Anzeichen dafür gibt es schon heute einige. Die wohlmeinenden Proponenten der Energiewende stellen sich sozusagen selbst ein Bein.
Fazit für Investoren
Aus unserer Anlegerperspektive haben wir keine klare Meinung, ob der Übergang vom Ölzeitalter zum Metallzeitalter für die Umwelt wirklich eine so gute Sache ist. Es scheint uns aber klar, dass die Energiewende politisch gewollt ist und vorerst nirgends ernsthaft in Frage gestellt wird. Bei preisunempfindlicher und teilweise erzwungener Nachfrage aus ideologischen Gründen erscheint es uns angesichts der knappen Angebotssituation als so gut wie sicher, dass die Preise wichtiger Metalle weiter steigen werden. Hinzu kommt der natürliche Preisauftrieb durch die laufende Inflation der Staatsausgaben.
Aktien von Bergbau-Unternehmen versprechen deshalb ein gutes Investment zu werden: Preisanstiege beim Absatz stehen momentan noch hoher Investitionsdisziplin der Produzenten gegenüber. Die Free Cashflows der Minenfirmen explodieren. Interessanterweise sind die meisten Aktien aus dem Sektor immer noch tiefer bewertet als der Durchschnitt. Der Markt traut offensichtlich dem Metallboom nicht und stellt auch die Inflation in Frage.
Für ein Investment in einen Sektor mit guten Wachstumsaussichten zu einem Preisabschlag, wie es der Minensektor derzeit bietet, lassen wir uns als Value-Anleger nicht zwei Mal bitten. Entsprechend sind Bergbau-Titel derzeit zahlreich in unseren Fonds vertreten: Wir halten unter anderem Aktien von Vale (Eisenerz, Nickel, Kupfer), Ferrexpo (Eisenerz), South32 (Alu, Mangan, Nickel), Norilsk (Palladium, Nickel, Kupfer) oder Dundee Precious Metals (Gold, Kupfer). Damit sind wir für das Metallzeitalter gerüstet – und zahlen trotzdem keinen hohen Preis, sollte die Energiewende doch noch abgeblasen werden.