Die besten Zeitpunkte für ein Investment in Rohstoffaktien waren historisch immer die Investitionsflauten. Eine gute Masszahl dafür ist das Verhältnis der buchhalterischen Abschreibungen zu den neuen Kapitalinvestitionen. Liegt es in einem Sektor unter 1, wird weniger investiert, als in der Vergangenheit üblich war. Wobei ein Verhältnis unter 1 so gut wie nie vorkommt. Durch die ständige Inflation sind die Kapitalinvestitionen für gleichwertige neue Minen in der Tendenz immer höher als die Abschreibungen für die alten Minen in den Büchern, die vor 10 oder 20 Jahren gebaut worden waren, als das Geld noch mehr Kaufkraft hatte. Dass der Wert in den letzten Jahren so nahe an ein Verhältnis von Eins-zu-Eins gefallen war, zeigt an, wie stark der Minensektor nach dem Ende des grossen China-Booms untendurch und den Gürtel enger schnallen musste.
Das aktuelle Verhältnis von rund 1.5 ist noch nicht besorgniserregend, es entspricht etwa dem langfristigen Durchschnitt. Wird irgendwann dann wieder zwei Mal mehr investiert als abgeschrieben, ist höchste Vorsicht angebracht. Die schlimmen Abstürze des Sektors erfolgten jeweils nach solchen Hochinvestitionsphasen. Die Autokorrelation bei den Kapitalinvestitionen ist im Übrigen mehr als doppelt so hoch wie die der Metallpreise: Ist ein Investitionsboom erst einmal angelaufen, ist er wegen der langen Vorlaufzeiten im Bergbau nur noch schwer zu stoppen.
Im Öl&Gas-Sektor zeigt sich bei den Investitionen der Firmen noch etwas mehr Skepsis bezüglich der Nachhaltigkeit des Booms. Die Kapitalinvestitionen liegen noch keine 1.5mal über den Abschreibungen. Der Druck auf die Ölproduzenten von Seiten der ESG-Verfechter mag dabei auch eine Rolle spielen. Die Innovationen im Fracking ermöglichen zudem bei der Ölproduktion aus Shale-Vorkommen eine raschere Reaktion auf Preissignale als bei herkömmlichen Ölprojekten oder dem Bergbau, wo der Vorlauf vom Investitionsentscheid zur Produktion oft zehn Jahre betragen kann.